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Hotelverband Deutschland (IHA): Hotellerie setzt Wachstumskurs fort

(Berlin, 25. März 2012) Die Hotellerie kann vom anhaltenden Aufwärtstrend im Deutschlandtourismus profitieren und auf stabilem Wachstumskurs bleiben. Trotz eines schwierigen weltwirtschaftlichen Umfeldes stehen die Chancen auch für ein erfolgreiches Jahr 2012 gut. Voraussetzung sind dafür verlässliche und vernünftige Rahmenbedingungen insbesondere in der Steuerpolitik. Das teilte der Hotelverband Deutschland (IHA) bei der Vorstellung seines Branchenreports “Hotelmarkt Deutschland 2012” mit.

Hotelmehrwertsteuer in Europa 2012

“Mit der Gesamtwirtschaft konnte die deutsche Hotellerie Dank der Mehrwertsteuersenkung für Übernachtungen die Rezession hinter sich lassen und das Vorkrisenniveau wieder erreichen”, sagte der IHA-Vorsitzende Fritz G. Dreesen in Berlin. “Die vielerorts aus Reflex eingeführten Bettensteuern gefährden diese positive Entwicklung bei Beschäftigtenzahlen und Investitionen aber nachhaltig.” Große Sorge bereitet den Hoteliers im Lande ferner ihre wachsende strukturelle Abhängigkeit von Online-Buchungsportalen und die damit verbundenen Kostenbelastungen und Wettbewerbsbeschränkungen.

Das Reiseland Deutschland wird bei den Gästen aus dem Inland und Reisenden aus aller Welt immer beliebter. Im Trend liegen Städte- und Wellnessreisen. Auch der Geschäftsreiseverkehr und Tagungstourismus befinden sich im Aufwind. Laut Statistischem Bundesamt stieg die Anzahl der Übernachtungen in der Hotellerie im Jahr 2011 um 5,5 Prozent auf 240,8 Millionen (Vorjahr 228,3 Milo.). Der Anteil ausländischer Touristen und Geschäftsreisender erreichte mit 63,7 Millionen Übernachtungen eine neue Rekordmarke (+ 5,7%).

Die erfreulichen Ergebnisse spiegeln sich in den Kennziffern der Hotellerie wider. Nach den Auswertungen des Hotelbenchmarks von STR Global, dem für Deutschland die Daten von rund 800 Hotels zugrunde liegen, stiegen Auslastung, Zimmerpreise und Zimmererträge in allen Segmenten an. So nahm die durchschnittliche Zimmerbelegung von 63,3 Prozent auf 65,1 Prozent (+2,7%) zu. Die Netto-Zimmerpreise (ohne MwSt. und Frühstück) kletterten trotz anziehender Konjunktur nur leicht um 1,4 Prozent auf 92 Euro (Vorjahr 91 Euro). Mit 98,50 Euro blieben die für den Endverbraucher wichtigen Brutto-Zimmerpreise noch unter dem Niveau des Vorkrisenjahres 2008. Hieraus resultiert ein um durchschnittlich 4,2 Prozent höherer durchschnittlicher Zimmerertrag (Revpar) von 60 Euro.

Mit diesen Werten liegt Deutschland im europäischen Vergleich allerdings noch immer abgeschlagen zurück. So beträgt die durchschnittliche Auslastung in Europa 66,3 Prozent (Deutschland 65,%). Auch beim erzielten Netto-Zimmerpreis ließ der europäische Hotelmarkt mit einem Anstieg von 2,6 Prozent auf 100 Euro Durchschnittspreis Deutschlands Hotellerie deutlich hinter sich (+1,4% auf 92 Euro). Der Zimmerpreis in Deutschland lag damit um acht Euro bzw. 8,7 Prozent unter dem europäischen Vergleichswert.

66.000 zusätzliche Hotelzimmer geplant
Trotz bestehender Überkapazitäten entstehen weiterhin zahlreiche neue Hotels zwischen Ostsee und Alpen: Für die nächsten drei Jahre sind bundesweit 498 Neu-, Um- und Ausbauten geplant – vor allem im Drei- bis Vier-Sterne-Bereich. Werden alle Investitionsprojekte auch realisiert, drängen bis 2014 weitere 66.000 zusätzliche Hotelzimmer auf den deutschen Hotelmarkt.

Der konjunkturelle Aufschwung schlug sich auch positiv in den Umsatzzahlen des Statistischen Bundesamtes nieder: Die Hotels, Hotels garnis, Gasthöfe und Pensionen erzielten 2011 einen Nettoumsatz von 18,6 Milliarden Euro und setzten damit nominal 3,9 Prozent (real 2,7%) mehr um als im Vorjahr – und das nach einem Plus in 2010 von nominal 6,9 Prozent. “Die Einführung der sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Beherbergungsleistungen hat die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Hotellerie nachhaltig gestärkt und so zur guten Entwicklung beigetragen”, erklärte Dreesen dazu auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes.

Hotels nutzen Steuersenkung für Investitionen und Neueinstellungen
Der seit 1. Januar 2010 geltende reduzierte Mehrwertsteuersatz hat den Weg frei gemacht für umfassende Investitionen. “Neben Neuanschaffungen, Modernisierungen und Umbauten in Millionen-Euro-Höhe haben die Hoteliers die gesparte Steuer für Tausende Neueinstellungen genutzt”, berichtete Dreesen. Am Stichtag 30. Juni 2011 zählte die Bundesagentur für Arbeit 265.445 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Beherbergungsgewerbe. Das sind 13.643 mehr Beschäftigte als zwei Jahre zuvor, was einer Steigerung von 5,4 Prozent entspricht. Die Gesamtwirtschaft verzeichnete in diesem Zeitraum nur ein Plus von 3,7 Prozent. “Tausende Arbeitsplätze konnten zudem gesichert werden”, fügte der Hotelverbandsvorsitzende hinzu. “Auch der Anstieg der bei der Bundesagentur gemeldeten offenen Stellen von durchschnittlich mehr als 20 Prozent und der drastische Rückgang der Arbeits-losenzahlen der Branche sind Ergebnis der Mehrwertsteuersenkung.”

Hotelverband blickt vorsichtig optimistisch in die Zukunft – Steuerdiskussionen gefährden Aufschwung
Trotz des Hintergrunds der Eurokrise zeigt sich die Hotellerie für 2012 wegen der weiterhin starken Binnennachfrage vorsichtig optimistisch. Der Hotelverband geht von einer Steigerung der Übernachtungen um ein bis zwei Prozent aus und rechnet mit einem moderaten Wachstum der Umsätze um ebenfalls ein bis zwei Prozent. “Voraussetzung dafür ist eine verlässliche und vernünftige Politik”, betonte Dreesen. Kein Verständnis habe die Branche für die immer wieder aufkommende Diskussion um die Mehrwertsteuersenkung: “Investitionen setzen Vertrauen in die Rahmenbedingungen und Planungssicherheit voraus.”

Eine deutliche Absage erteilte Dreesen den nach Ansicht des Verbandes verfassungswidrigen Bettensteuern, die in immer mehr Städten und Gemeinden eingeführt werden: “Solche Matratzen-Mauten zum Stopfen allgemeiner Haushaltslöcher bedienen lediglich vorsätzlich geschürte Neiddebatten und dienen keinesfalls einer zukunftsfesten Finanzierung öffentlicher Tourismusaufgaben. Sie sind eindeutig kontraproduktiv.” Der IHA-Vorsitzende verwies auf die laufenden Gerichtsverfahren gegen die Bettensteuern. So unterstützt der Hotelverband zusammen mit dem DEHOGA Bundesverband entsprechende Klagen beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Die mündliche Verhandlung ist für Sommer dieses Jahres angesetzt.

Freier Wettbewerb im Netz gefordert
Neben den wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen thematisierte Dreesen auch die rasant wachsende Bedeutung des Internets für die Branche als Kommunikations- und Vertriebskanal.

Die Hälfte der Deutschen informiert sich bereits online über Urlaubsreisen (FUR-Reiseanalyse). Fast jede dritte Buchung (30,1%) erfolgt heute elektronisch in Echtzeit über Internet-Buchungsplattformen, die Website oder globale Reservierungssysteme, so das Ergebnis einer gemeinsamen Umfrage des Hotelverbandes Deutschland, der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) und hotelleriesuisse in Zusammenarbeit mit dem Institut für Tourismus der Fachhochschule Westschweiz Wallis in Siders. Gemäß der aktuellen Studie ist der Hotel Reservation Service (HRS) mit einem Anteil von 34,4 Prozent in 2011 Marktführer unter den Online-Buchungsportalen in Deutschland. Mit der Übernahme von hotel.de, dem mit einem Marktanteil von 15,8 Prozent drittgrößten deutschen Portal, im Oktober 2011 baute hrs.de seine Spitzenposition weiter aus. Zählt man den deutschen Marktanteil von tiscover.com, das ebenfalls zur HRS-Gruppe gehört, dazu, ergibt sich ein Anteil von 50,6 Prozent.

Das Verfolgerportal booking.com hat innerhalb der letzten Jahre auf dem deutschen Markt stark aufgeholt und 2011 einen Marktanteil von 28,5 Prozent erreicht. Damit ist booking.com das zweitgrößte Online-Buchungsportal hinter der HRS-Gruppe. Expedia, wozu auch die Online-Buchungsplattformen venere.com und hotels.com gehören, stagniert bei einem Marktanteil von 7,6 Prozent mit deutlichem Abstand zu den beiden in Deutschland größeren Wettbewerbern. “Angesichts der Übermacht der drei Big Player, die fast 90 Prozent des Online-Buchungsmarktes beherrschen, ist die Marktbedeutung anderer Hotelbuchungsportale nahezu irrelevant. Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren eine weitere deutliche Marktbereinigung und Konsolidierung stattfinden wird”, machte Dreesen deutlich.

“Der Hotelverband wird diese Entwicklung sehr genau beobachten und gegebenenfalls weitere rechtliche Schritte gegen das immer engmaschigere Netz einseitiger Meistbegünstigungsklauseln der Online-Buchungsportale einleiten”, kündigte Dreesen an. So hat das Bundeskartellamt bereits im Februar 2012 den Marktführer HRS wegen einer solchen Meistbegünstigungsklausel, mit der sich HRS u.a. stets die besten Preise von den Vertragspartnern sichert, abgemahnt. “Auch die aktuelle Rechtsprechung bestätigt uns in der Auffassung, dass die von HRS und anderen Buchungsportalen betriebene Praxis der Meistbegünstigungsklauseln gegen geltendes Kartellrecht verstößt”, berichtete Dreesen. “Der Hotelverband wird sich weiter mit aller Kraft dafür einsetzen, dass die Märkte offen und wettbewerbsfähig bleiben – zum Nutzen der Hotellerie, der Vertriebspartner und natürlich unserer Gäste.”

Neuer IHA-Branchenreport liegt vor
IHA-Branchenreport 2012Detaillierte Einblicke in die konjunkturelle Entwicklung der Hotellerie, aussagekräftige Kennziffern und aktuelle Trend-Analysen liefert der Branchenreport „Hotelmarkt Deutschland 2012“, den der Hotelverband Deutschland (IHA) in Berlin vorstellte. Der IHA-Branchenreport zieht Bilanz des abgelaufenen Jahres und liefert zugleich eine verlässliche Prognose für das Jahr 2012. Die umfassende Studie analysiert auf 300 Seiten mit vielen Grafiken, Tabellen und Übersichten die Prozesse, Strategien und Strukturen auf dem heimischen Hotelmarkt und ist damit zeitnaher und profunder Indikator des Branchengeschehens.

Dabei versteht sich der Report als fachliches Nachschlagewerk zu Marktstruktur, Hotelklassifizierung, Distribution, Finanzierung und vielem mehr. Der Jahresbericht der Hotellerie in Deutschland, der in dieser Form bereits zum elften Mal erscheint, präsentiert belastbare Rahmendaten für alle Marktteilnehmer, setzt deutsche Kennziffern in einen europäischen Kontext, greift Zukunftsthemen wie Nachhaltig-keit oder demografische Entwicklung auf und informiert über die politischen Brennpunkte der Branche.

Einen inhaltlichen Schwerpunkt bildet in diesem Jahr das Thema Online-Marketing. Dem Internet kommt eine immer größere Bedeutung als Informationsmedium und Vertriebsplattform zu. Gemeinsam mit der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) und Hotelleriesuisse hat der Hotelverband in Zusammenarbeit mit dem Institut für Tourismus der Fachhochschule Westschweiz Wallis in Siders eine repräsentative Umfrage zur Distributionssituation auf dem deutschsprachigen Hotelmarkt durchgeführt. Der IHA-Branchenreport wartet mit den wichtigsten Befragungsergebnissen zu den Vertriebskanälen der Hotellerie auf.

Das Inhaltsverzeichnis und weiterführende Informationen zum Branchen-report „Hotelmarkt Deutschland 2012“ stehen im Internet unter www.iha-shop.de zur Verfügung. Der IHA-Branchenreport ist zum Preis von 345 Euro (inkl. USt., zzgl. 5 Euro Inlands-Versandkosten) erhältlich bei der IHA-Service GmbH. Für Bildungseinrichtungen und Verbandsmitglieder beträgt der Preis 99 Euro (inkl. USt., zzgl. 5 Euro Inlands-Versandkosten).