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Dehoga-Bundesverband: Dramatische Einbußen im Gastgewerbe – 100.000 Arbeitsplätze in Gefahr

Im Gastgewerbe bleiben wegen der Wirtschaftskrise viele Betten und Tische leer. 54,5 Prozent der Hoteliers setzten im zurückliegenden Winterhalbjahr weniger um als im Vorjahreszeitraum, so der aktuelle Branchenbericht des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga-Bundesverband), der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Auch die Gastronomie leidet unter rückläufigen Gästezahlen und sinkenden Pro-Kopf-Umsätzen. Hier berichten 58,6 Prozent der Gastwirte von Umsatzeinbußen. „Als sehr konjunktursensible Branche trifft uns die Krise besonders hart. 100.000 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel“, erklärte Dehoga-Präsident Ernst Fischer.

Wichtiger denn je sei daher die längst überfällige Senkung der Mehrwertsteuer für das Gastgewerbe von 19 auf sieben Prozent. „Gerade jetzt gilt es, die seit Jahrzehnten bestehenden eklatanten Wettbewerbsverzerrungen für unsere Branche endlich zu beseitigen. Sieben Prozent Mehrwertsteuer heißen für uns Chancengleichheit in Deutschland und Europa“, erklärte Fischer.

Dehoga-Konjunkturumfrage: Krise erreicht Gastgewerbe
Die stärksten Umsatzrückgänge verzeichneten die Betriebe, die maßgeblich von Geschäftsreisen und Firmenveranstaltungen abhängig sind. „Hoffnungsträger unserer Branche ist der Ferien- und Ausflugstourismus“, berichtete Fischer und setzt darauf, dass möglichst viele Mitbürger ihren Urlaub in Deutschland verbringen.
Die Ergebnisse der Dehoga-Konjunkturumfrage unter 4.000 Hoteliers und Gastronomen bestätigen die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Umsatzzahlen für das erste Quartal 2009. Danach setzte das Gastgewerbe von Januar bis März 2009 nominal 4,7 Prozent weniger um als im Vorjahreszeitraum. Real schlug ein Minus von 6,9 Prozent zu Buche. „Das sind die schlechtesten Quartalszahlen seit 2003“, sagte Fischer. „Leider gibt es kaum Anzeichen für eine Besserung im laufenden Jahr.“

Die schwachen Konjunkturaussichten dämpfen die Stimmung im Gastgewerbe. Die Hoteliers und Gastronomen blicken sorgenvoll in die Zukunft. Mehr als jeder zweite Unternehmer sagt für den Sommer 2009 schlechtere Umsätze als im Vorjahr voraus. „Dazu kommt die hohe und zum Teil wettbewerbsverzerrende Kostenbelastung durch Steuern und Sozialabgaben sowie im Energiebereich“, erläuterte Fischer. „Viele Unternehmer haben Angst. Denn selbst eine gute Feriensaison kann die enormen Verluste im Businesssegment nicht vollständig ausgleichen.“

Wenn nicht jetzt, wann dann: Sieben statt 19 Prozent Mehrwertsteuer
Fischer verlangte von der Politik dringend notwendige Entlastungen für die Hoteliers und Gastronomen und bekräftigte die Forderung seiner Branche nach Senkung der Mehrwertsteuer für das Gastgewerbe von 19 auf sieben Prozent: „Es darf nicht sein, dass die Bundesregierung nur auf die lauten und medienwirksamen Klagen der zum Teil selbst verschuldet in Not geratenen Konzerne und Banken reagiert und unsere mittelständisch geprägte Branche im Regen stehen lässt. Wir fordern keine Abwrackprämie und keine Privilegierung, sondern faire Wettbewerbsbedingungen“, stellte Fischer klar. „Wir stehen fest zum Standort Deutschland, wir verlagern unsere Betriebe nicht ins Ausland, wir sichern und schaffen hier Arbeits- und Ausbildungsplätze. Deshalb erwarten wir auch von der Politik, dass sie unsere Sorgen ernst nimmt und handelt.“

Die meisten EU-Staaten hätten die positiven Wirkungen niedriger Steuersätze bereits erkannt. „20 von 27 EU-Mitgliedsländern haben ihrer Hotellerie die Mehrwertsteuer gesenkt. Bis auf Dänemark wenden alle Anrainerstaaten Deutschlands reduzierte Mehrwertsteuersätze zwischen drei und zehn Prozent an“, verdeutlichte der Dehoga-Präsident. „Das sind 3.700 Kilometer Ungleichbehandlung entlang der deutschen Grenze.“
In elf EU-Staaten gilt der Niedrigsteuersatz auch für die Gastronomie. Weitere Länder wie zum Beispiel Frankreich werden folgen. „Wenn nicht jetzt, wann dann erfolgt die längst überfällige Gleichbehandlung des Gastgewerbes mit dem Lebensmittelhandel und -handwerk sowie mit unseren europäischen Kollegen? Wie kann es angehen, dass die industrielle Lebensmittelproduktion mit sieben Prozent Mehrwertsteuer gefördert und das frisch zubereitete Essen in unseren Restaurants mit 19 Prozent bestraft wird?“, fragte Fischer.

„Die Bundesregierung muss endlich ihren Widerstand aufgeben und die massiven Wettbewerbsnachteile für die heimische Hotellerie und Gastronomie beseitigen.“ Der reduzierte Mehrwertsteuersatz schaffe Arbeitsplätze und sorge für Investitionen.

Mit Blick auf die Krise: Deutschlandtourismus stärken
Darüber hinaus forderte Fischer eine Erhöhung der Mittel für die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) für dieses Jahr um mindestens zehn Millionen Euro. Andere Länder wie die Schweiz oder Österreich hätten ihre Werbebudgets bereits aufgestockt. „Die DZT erhält für das Auslandsmarketing vom Bund 26,4 Millionen Euro“, informierte Fischer.
„Verglichen mit den Zuschüssen der öffentlichen Hand unserer ausländischen Konkurrenten ist diese Summe unverhältnismäßig klein.“ So stelle Österreich für das nationale Tourismusmarketing 32,0 Millionen Euro an Bundesmitteln zur Verfügung, die Schweiz 32,1 Millionen Euro. Darin seien die zusätzlich bereitgestellten Mittel noch nicht enthalten.

Fehler beseitigen: Unternehmenssteuerreform korrigieren
Außerdem mahnte Fischer weitere Korrekturen bei der Gewerbesteuer an: „Die neuen Hinzurechnungsregelungen von Mieten, Pachten u.ä. machen viele Hoteliers und Gastronomen zu Verlierern der Unternehmenssteuerreform.“ Jetzt könne es sogar vorkommen, dass Unternehmen selbst dann Steuern zahlen müssten, wenn sie keine Gewinne erwirtschaften. „Die Unternehmenssteuer wirkt wie eine Substanzbesteuerung und damit krisenverschärfend.“

Der Dehoga-Branchenbericht Winter 2008/09 – Ausblick Sommer 2009 steht unter dem Menüpunkt “Daten, Fakten, Trends” kostenfrei zum Download zur Verfügung.