(Hamburg, 03. Mai 2011) Zurück ins brummende Hamburger Hotelbusiness: Passend zum 102. Geburtstag werden die ersten 131 komplett restaurierten Zimmer im Atlantic Hotel Kempinski Hamburg fertig. GM Peter Pusnik und sein Team – neu dabei ist Nina Grünert-Witt als PR- und Marketing-Managerin – können endlich wieder Gas geben und richtig Umsatz machen. Ab 239 Euro ist ein Zimmer aktuell zu haben – und am Wochenende zum Hafengeburtstag ist das Haus voll ausgebucht.
Mit dem Abschluss des ersten Bauabschnitts, der mindestens 22 Millionen Euro verschlungen hat, geht eine lange Durststrecke für das Grand Hotel zu Ende. Anfang vergangenen Jahres konnten die Renovierungsarbeiten nach mehrjähriger Verzögerung (wir berichteten) beginnen – und wurden schließlich noch um drei Monate zwangsverlängert, da eine Sprenkleranlage aufwändig eingebaut werden musste.
Ergebnis sind gelungene Zimmerkonzepte aus einem ursprünglichen Konzept der Erfolgsarchitekten Peter Joehnk und Corinna Kretschmar-Joehnk (JOI-Design) und Baumann Dekor Austria. Moderner Luxus wird hier herausragend übersetzt – mit großen Räumen (ab ca. 40 Quadrameter) und kleinen Highlights wie beheizte Marmorwände an den Handtuchhaltern und türgroßen Spiegeln im Badezimmer. „Serienmäßig“, d.h. in allen Zimmern verfügbar, sind übergroße Schränke, die dem einst üblichen Übersee-Schrankkoffer (aus sündhaft teurem, in Indonesien geschlagenem Makassar-Ebenholz) nachempfunden sind, Deckenleuchter aus schwarzem Murano-Glas und extrabreite Betten mit angenehmer Einstieghöhe. Für alle Gäste gibt es Nespresso-Maschinen und Apple-Dockingstations.
Themenzimmer für Überseereisende
Die neuen Etagen erinnern entfernt an ein Themenhotel. Die „Afrika“-Zimmer sind in erdigen Farbtönen gestaltet. In „Amerika“ dominiert Violett und ein Art-Deco-Muster. „Europa“ kommt maritim-blau daher. „Asien“ wurden mit leuchtendem Rot-Gold dargestellt. Die Farbkonzepte werden durch unterschiedliche Materialien und korrespondierenden Malereien der Hamburger Künstler Carsten Westphal und Heinke Böhnert verstärkt. Übrigens verzichtete man auf „Australien“-Zimmertypen, da es vor hundert Jahren keine regelmäßigen Schiffspassagen von Hamburg nach Down Under gab.
Wie sich Langzeit-Dauergast Udo Lindenberg im neuen Schick wohlfühlt, wird natürlich nicht verraten. Doch der Rockmusiker wird wohl auch weiterhin in „seinem“ Atlantic wohnen bleiben; anderslautende Gerüchte können nicht bestätigt werden.
Die Tradition der Kreuzfahrtgäste, eine Nacht vor dem Ablegen im Alantic zu verbringen, soll nun wieder belebt werden. Direktor Pusnik lässt dazu die Gäste am Flughafen abholen, lädt zu einem „Captain’s Dinner“ und liefert sie am nächsten Morgen wohlbehalten an einen der beiden Hamburger Kreuzfahrt-Anlegeplätze ab. Wer eine Atlantik-Passage an Bord der „Queen Mary 2“ bucht, muss auch im Atlantic absteigen.
Das 1909 eröffnete Grand Hotel hatte diese aufwändige und äußerst feinsinnige Renovierung längst verdient. Die strahlende Fassade in Weiß und der Status als geschütztes Denkmal begeistern nachwievor viele – selbst kritische Beobachter können sich von einer emotionalen Bindung zu dieser „Hamburgensie“ kaum trennen. Nun geht es nahtlos in den zweiten Bauabschnitt: die restlichen Suiten sollen bis Jahresende tutti completti restauriert sein. Ab 2012 darf man dann über den fälligen Abriss eines Anbaus und dessen Neuerrichtung nachdenken. Das wird eine weitere unternehmerische Entscheidung der heimlichen Atlantic-Chefin zeigen. Die Witwe des überraschend verstorbenen Immobilieninvestors Dieter Bock (Octavian Gruppe) redet tonangebend mit. So ordnete sie nun angeblich an, bei künftigen Zimmerarbeiten etwas mehr vom verzierenden Deckenstuck zu erhalten.
Geheimraum entdeckt
Ihre „alte Dame der Grand Hotellerie“ bedarf eben der besonderen Pflege. Und ist stets für Überraschungen gut: Bei Aufräumarbeiten auf dem weitläufigen Dachboden wurde ein längst vergessener Geheimraum wieder entdeckt. Der einst zugemauerte Archiv barg einen „Schatz“: Regale voller Exemplare der einstigen Hauszeitschrift „Zwischen Alster und Elbe“ aus den 1950er-Jahren erzählen ganz andere Kapitel aus einer wundersamen Epoche im Atlantic, als Prinzessinnen und Stars sich die Klinken in die Hand gaben. Hier werden wohl etliche Geschichten verwahrt, die noch nicht in den bisherigen zwei Hotelchroniken zu lesen waren.
Das Atlantic gilt nun als modernstes Luxushotel in Hamburg. Und die Modernisierung ist noch nicht beendet. Für viele Hotel- und Restaurantfachleute hat das Haus seine legendäre Anziehungskraft dadurch noch verstärkt – immer wieder kehren auch junge Mitarbeiter gern und rasch wieder zurück. (car.)