Ein ungehöriger Zwischenruf von Carsten Hennig
Hamburg, 03. April 2017 – Provokante Aussage von Ryanair-Chef Michael O’Leary: „Wir streben auch weiter an, Tickets irgendwann ganz kostenlos abzugeben“, sagte er kürzlich im FAZ-Interview. Verdient werden soll an Extras: Essen an Bord, bevorzugtes Einsteigen, einen speziellen Sitzplatz oder die Kofferaufgabe. Daraus werden bereits heute 30 Prozent der Einnahmen erzielt. Was die Low-Cost-Airline vormacht, könnte auch bald in der Low-Budget-Hotellerie zum Usus werden.
Ryanair rockt nun Deutschlands größtes Drehkurz, den Frankfurter Flughafen, mit Billigtickets ab 9,90 Euro zum Beispiel nach Mallorca. Den Fluggästen gefällt es: In zwei, drei Jahren soll sich der Marktanteil von Ryanair auf 20 Prozent verdoppelt haben, so das Ziel. Ähnlich könnte es in der Hotellerie aussehen: Low-Budget-Anbieter wie Motel One, B&B, Prizeotel (Rezidor) oder auch Jo&Joe (Accor) disruptieren den Hotelmarkt zusehend.
Schon heute seien Low-Cost-Carriere klare Trendsetter, gibt der renommierte Hotelberater Joseph Fischer zu bedenken. Hotels sollten ihre Dienstleistungen ähnlich den Low-Cost-Carriern auf wesentliche Elemente reduzieren: Bloße Übernachtung ohne Frühstück und Extraleistungen zum Niedrigstpreis. Alle weiteren Angebote wie Reinigungsservices, F&B etc. seien extra zu berechnen. Die sei für jeden Hoteltyp umsetzbar und entspreche dem Zeitgeist, so Fischer.
In der Hotellerie werden die sich rascher verändernden Bedürfnisse und Nachfrage der Reisenden noch nicht genügend berücksichtigt, so seine Beobachtung. Immer mehr Fluggesellschaften fokussieren ihr Angebot auf das Low-Budget-Segment „Basic Economy“.
Die Gäste wollen mehr reisen. aber weniger dafür ausgeben – lautet die Faustformel der Touristik für die kommenden Jahre. Sie sparen insbesondere bei Flügen, Unterkunft und beim Essen. Dies ist auch bei der Zunahme der Buchungen von Familien in Jugendherbergen zu beobachten.
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Jugendherbergen immer besser: Ferien wie im Hotel from HOTELIERTV on Vimeo.
Inwieweit sich die Entwicklung bis hin zu „kostenlosen“ Übernachtungen, gegengerechnet durch zahlreiche Extras, radikalisiert, bleibt abzuwarten. Es gibt jedoch bereits heute etliche Stellschrauben für Low-Budget-Übernachtungen, bei denen Aufpreise das Plus bringen könnten: Upgrade in höhere Zimmerkategorie, Business Frühstück, Reinigungsservices, Freischaltung TV, Freischaltung Wlan etc.