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Zimmermädchen-Affäre: GRG Services Group wehrt sich gegen RTL-Undercover-Reportage “Team Wallraff”

(Berlin, 20. Juni 2013) Man ist sich keiner Schuld bewusst: Die GRG Services Group – Reinigungsdienstleister im Waldorf Astoria Berlin – wehrt sich gegen die Behauptungen der RTL-Undercover-Reportage “Team Wallraff” über prekäre Arbeitsbedingungen für Zimmermädchen in Hotels. Die Ausstrahlung am Montag abend bei “RTL Extra” hat für großen Wirbel um ein altbekantes Thema gesorgt. Aus rechtlichen Gründen wird die Reportage nicht weiter ausgestrahlt oder in der Online-Mediathek “RTL Now” zur Verfügung gestellt.

Zimmermädchen im Hotel: Immer wieder prekäre Arbeitsbedingungen - die nächste Schlagzeile kommt bestimmt
Zimmermädchen im Hotel: Immer wieder prekäre Arbeitsbedingungen – die nächste Schlagzeile kommt bestimmt

“Alle unsere Mitarbeiter werden nach dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn für Gebäudereinigung, d.h. mindestens 9,00 Euro pro Stunde, bezahlt”, so die Stellungnahme. Dies sei von RTL in der Sendung auch bestätigt worden. Und weiter: “Sämtliche Mitarbeiter werden nach der tatsächlich geleisteten Arbeitszeit abgerechnet. Die Arbeitszeit unserer Mitarbeiter wird – wie gesetzlich vorgeschrieben – täglich dokumentiert.” Beanstandungen durch Zoll-Kontrolle und Sozialversicherungen gebe es nicht. “Ein Akkordlohn (Bezahlung nach gereinigten Zimmern) existiert bei der GRG Services Hotel GmbH nicht”, wird konstatiert.

Die erste Undercover-Reportage des “Team Wallraff” erwies sich für RTL als Quotenerfolg. Die Pilotfolge wurde von 3,66 Millionen Zuschauern gesehen – das war ein Marktanteil von 17,7 Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen. RTL plant nun weitere Folgen von „Team Wallraff – Reporter Undercover“. Michael Wulf, Geschäftsführer der verantwortlichen Produktionsfirma und RTL-Tochter Info-Network: „Unsere Reporterin Pia Osterhaus hat mit großem persönlichem Einsatz und mit der wertvollen Hilfe der Redaktion und insbesondere von Günter Wallraff ein ganz starkes Reportagestück abgeliefert, das viele Menschen aufgerüttelt hat und hoffentlich zu nachhaltigen Konsequenzen in der Branche führt. Da es unter der Oberfläche der heilen Arbeitswelt in Deutschland viele weitere Beispiele von sittenwidrigen Arbeitsbedingungen gibt, werden wir hier nicht locker lassen. Wir führen jetzt bereits mit Günter Wallraff und den Redaktionsverantwortlichen konkrete Gespräche, um weitere Folgen der Undercover-Reihe zeitnah zu realisieren.“

Pia Osterhaus alias Jessica Rode war bei der GRG Services Group fünf Tage lang tätig, vom 15. bis 19. Februar 2013. Über einen Zeitraum von acht Monaten war sie immer wieder in die Rolle eines Zimmermädchens geschlüpft und hatte mit versteckter Kamera zum Teil untragbare Arbeitsbedingungen in großen Hotels aufgedeckt. Ihr Mentor war Günter Wallraff, Deutschlands Enthüllungsjournalist Nummer eins, der im vergangenen Jahr, als Paketbote getarnt, bereits einmal für RTL eine düstere Parallelwelt des Arbeitsmarktes undercover durchleuchtet hatte.

Die GRG Services Group, deren Tochterfirma GRG Services Hotel ein bedeutender Reinigungsdienstleister in der deutschen Hotellerie ist, beklagt die “reißerische und tendenziöse Berichterstattung” durch RTL. Dadurch sei ein “falscher Eindruck über die tatsächlichen Arbeitsbedingungen” entstanden. So seien zu leistende Überstunden ausbezahlt worden und “zwar exakt nach den mehr geleisteten Stunden”. Es gebe auch Möglichkeit zu Ruhezeiten: “Zwar gibt es keine festen Pausenzeiten, aber die meisten Zimmermädchen in unserem Hotel machen zwischen 12 und 14 Uhr Pause.”

Den Appell von Günter Wallraff, dass mehr Kontrollen notwendig seien, unterstütze man ausdrücklich. “Wie von RTL gezeigt, werden auch wir regelmäßig und unangemeldet kontrolliert. Bis heute beanstandungsfrei”, so das Kommuniqué.

Die Affäre um Lohnduming und Akkordarbeit bei Zimmermädchen erreichte 2007 eine bis dahin dagewesenen Medienwelle. “Antonia H.”, Zimmermädchen im Dorint Hotel Am Alten Wall in Hamburg (heute: Sofitel), putzte für 2,46 Euro je Stunde und machte dies mit Gewerkschaftshilfe publik. Die lokale Affäre entwickelte sich zur bundesweiten Schlagzeile und Accor ließ aufgrund des großen öffentlichen Drucks die Verträge mit den Reinigungsdienstleistern von externen Wirtschaftsprüfern durchleuchten. Seitdem ist die zum Teil sehr prekäre Lage von Zimmermädchen immer wieder Thema von aufmerksamkeitsstarker Berichterstattung.