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Werden die Arbeitsbedingungen in Hotellerie und Gastronomie zum Wahlkampfthema?

So schön ist Arbeiten im Hotel & Restaurant: Witziger Image-Clip wirbt für gastgewerblichen Berufe

Berlin, 24. März 2017 – Eine sog. kleine Anfrage der Grünen im Bundestag lässt aufhorchen: Was verdiene man durchschnittlich im Gastgewerbe, was seien die Auswirkungen des Mindestlohns und die derzeitige Situation der Berufsausbildung, fragt man da. Damit bereitet man sich in der Opposition offensichtlich auf ein neues Wahlkampfthema vor.

Die Bandbreite der politischen Angriffe könnte breit sein: Abzocke (Zimmermädchen), Ausbeutung von schutzbefohlenen Azubis („billige Arbeitskräfte“) und Unterschlagung von Sozialversicherungsbeiträgen (Zollrazzien). Ohne sich dies zu eigen zu machen: Alle Themen wurden wiederholt in die Schlagzeilen gebracht, u.a. von investigativen Journalisten, arbeitgeberfernen Politikern oder NGG-Funktionären. Just in der eigentlich als Partner dedizierten Gewerkschaft sind seit Jahren imageschädigende Misstöne auszumachen. Zur aktuellen Dehoga-Kampagne für eine Wochenhöchstarbeitszeit kam auch lapidar eine Fundamentalkritik wie folgt: “Das Arbeitszeitgesetz oder gar den Mindestlohn für strukturelle Probleme der Branche verantwortlich zu machen, ist absurd. Das Angebot und die Öffnungszeiten der Betriebe müssen sich an der Nachfrage der Gäste orientieren. Wenn diese nicht ausreicht, um den Betrieb an möglichen Randzeiten wirtschaftlich zu betreiben, ist es eine logische Konsequenz, die Öffnungszeiten anzupassen.“

In der Tat sind auch kritische Anmerkungen innerhalb der Branche angebracht. Ausbildungsstandards, Tarifentlohnung und gezielte Förderungen und Weiterbildungen seien noch längst nicht in den Köpfen und Herzen aller Gastro-Arbeitgeber angekommen, so ein pauschales Zwischenfazit. Dagegen wird allerdings mit hehren Kampagnen wie „Fair Job Hotels“, „Ausbildung mit Qualität“ und „Exzellente Ausbildung“ gezielt gegengearbeitet. Wann und wie die imageprägenden Intitiativen ihre volle Breitenwirkung erreichen, ist indes offen.

Spät, zugegeben: zu spät sind diese Maßnahmen gestartet – und von den beiden führenden Branchenverbänden Dehoga-Bundesverband und IHA (Hotelverband Deutschland) gibt es bis dato weder eindeutige Positionen noch gezielte Unterstützungen. In der Kakophonie der unterschiedlichsten Interessen bleibt zu befürchten, dass ein starker, gemeinsamer Auftritt des Gastgewerbes ein Wunschtraum bleiben könnte. Das ermöglicht politischen Spitzen und erklärten Gegnern allzu leicht neue Angriffsziele.

Imagebeeinträchtigungen mit entsprechenden Nachwuchsproblemen in der Folge werden zwar zum Gutteil von innen heraus, ergo den schwarzen Schafen als Einzelfälle in Serie, geprägt. Doch negative Schlagzeilen, wie sie auch weiterhin zu befürchten sind, tun ihr übriges. Für die aufziehenden dunklen Wolken am politischen Horizont, deren Vorzeichen deutlich sind, bleibt nur kurze Zeit sich zu wappnen.

Misslich bleibt wie die boomende Branche der Hotellerie und Gastronomie, die nachweislich immer mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze schafft und die die Reallöhne (vom vergleichsweise niedrigen Niveau) um zuletzt +3,6 Prozent steigerte, im öffentlichen Bild verzerrt und abträglich dargestellt wird. Diesen gordischen Knoten durchschlagen zu können, bedarf eines gemeinschaftlichen Kraftaktes.