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Was kostet mehr Sicherheit im Hotel?

Pistole Blick in den Lauf

Pistole Blick in den LaufBerlin – Sicherheitsverantwortliche in Unternehmen stehen aufgrund der steigenden Einsparungen immer öfters vor der Herausforderung einer nachvollziehbaren und belegbaren Budgetargumentation. Sicherheitsmaßnahmen werden oftmals nicht als Teil der Wertschöpfungskette mit einem monetären Profit (Mehrwert) gesehen, auch wenn dabei vergessen wird, dass die Prozesse nicht ohne (Ab-)Sicherung funktionieren würden.

Von Florian Horn

Zuvor genannte Aussagen treffen vor allem für das Beherbergungsgewerbe zu, in dem das Thema Sicherheit stiefmütterlich behandelt wird. Dabei sollten vor allem hier diese Aspekte berücksichtigt werden, denn – wie in einem anderen Artikel von mir schon erläutert – müssen sich Gäste in einem Hotel wohlfühlen. Wohlempfinden kann nur dann entstehen, wenn der Gast sich subjektiv sicher fühlt.

Doch können angestrebte oder implementierte Sicherheitsmaßnahmen – wenn Sie nicht einen aktiven Teil der Wertschöpfungskette darstellen – überhaupt betriebswirtschaftlich erfasst werden? Ja – und zwar über das ROSI-Modell. ROSI steht dabei für „Return on Security Investment“ und beschreibt den Zusammenhang von Kosten aus Sicherheitsvorfällen und Kosten für Sicherheitsmaßnahmen:

ROSI Formel 1

Dazu ein Beispiel:
In einem Hotel werden regelmäßig bei Veranstaltungspausen Wertgegenstände in Höhe von 5.000 € von sich einschleichenden Tätern aus den Veranstaltungsräumen entwendet. Bei 20 relevanten Veranstaltungen im Jahr beträgt daher der monetäre Gesamtschaden 100.000 €. Der Sicherheitsbeauftragte möchte nun durchsetzen, dass bei Veranstaltungen zusätzlich ein Sicherheitsmitarbeiter beauftragt wird, der den Zugang zum Veranstaltungssaal überwacht und nur akkreditiere Teilnehmer einlässt. Dadurch sollen zu 100 % externe Täter von der Straftatsbegehung abgehalten werden. Diese Sicherheitslösung kostet je Veranstaltungstag ca. 200 €. Der Direktor ist von dieser Maßnahme nicht überzeugt, da er den Mehrwert nicht sieht.

ROSI Formel 2

Dieses einfach aufgeschlüsselte Beispiel zeigt einen eindeutigen Wert, der einen sehr hohen Kosten-Nutzen-Faktor aufweist. Dieses Ergebnis kann weiterführend präzisiert werden, indem zusätzliche Faktoren auf Seitens des Gefährdungspotentials hinzugerechnet werden. Exemplarisch könnten zudem weitere Ausfallkosten hinzukommen, indem der Veranstalter zukünftig ein anderes „sicheres“ Hotel bucht, potentieller Gästeverlust, da bestohlene Veranstaltungsteilnehmer auch nicht mehr privat die Beherbergungseinrichtung besuchen und negative Hotelbewertungen potentielle Kunden abhalten.

Diese Variante der Argumentation verlangt eine intensive Auseinandersetzung mit den potentiellen Risiken, die auf ein Hotel einwirken können im Rahmen eines Sicherheitskonzeptes. Das ROSI-Modell ist somit auch reflexiv und kann zur Überprüfung der Risiken und der entgegengesetzten Maßnahmen verwendet werden. Nehmen wir folgendes Beispiel an: Der Sicherheitsbeauftragte eines Hotels möchte ein Sicherheitssystem implementieren, welches in der Anschaffung 200.000 € kostet. Ziel der Maßnahme ist die Begrenzung von Sachbeschädigungen, die im Jahr maximal viermal in Höhe von 3.000 € je Vorfall vorkommen – die Begrenzung soll 75 % hoch sein. Der return würde hier -95,5 % betragen, folglich eine völlig übertriebene Investition.

Deutlicher wird die Betrachtung bei anderen Straftaten wie zum Beispiel bei Sachbeschädigungen. Hier stellen eine Kameraüberwachung und eine ausreichende Beleuchtung eine adäquate Sicherheitsmaßnahme zum Teil auf kostenintensiver Basis dar. Bei Beschädigungen müssen somit die primären und sekundären Kosten betrachtet werden. Die primären Kosten setzen sich aus den Kosten der direkten Beschädigung zusammen: Kosten aus dem Schaden, Ausfallschaden (z.B. Umsatzverlust) und das Produkt aus den Kosten zur Schadensregulierung (Anzahl der Handwerker, Stundenverrechnungssatz und Zeitansatz). Die sekundären Kosten beschreiben die Arbeitsausfälle der eigenen Mitarbeiter.

Oben genannte Formel kann also letztendlich bin ins kleinste Detail aufgeschlüsselt werden:

ROSI Formel 3

Das vorteilhafte an diesem Modell ist, dass auch bei der Betrachtung einer Sicherheitsmaßnahme (Kostenpunkt 25.000 €), die präventiv auf mehrere Straftatsbereiche einwirkt, die Argumentation zusammengefasst werden kann:
Straftat 1 – Sachbeschädigung
Schaden: 5.000 €
Häufigkeit: 6-Mal im Jahr
Angenommene Wirksamkeit: 75 %
Straftat 2 – Diebstahl
Schaden: 1.500 €
Häufigkeit: 15-Mal im Jahr
Angenommene Wirksamkeit: 80 %

ROSI Formel 4

Auch wenn ROSI ein ausgezeichnetes Tool zur betriebswirtschaftlichen Bewertung von Sicherheitsmaßnahmen im Verhältnis zu Sicherheitsrisiken ist, so darf es nicht als alleiniger Maßstab eingesetzt werden. Nicht alle Risiken sind monetär zu bewerten und können daher in die Berechnung mit einbezogen werden. Ein nicht betriebswirtschaftlich zu erfassenden Aspekt bedeutet nicht automatisch, dass das Risiko nicht existiert und keine Maßnahmen implementiert werden müssen.

Florian HornZum Autor: Florian Horn (25) ist als Führungskraft für ein privates Sicherheitsunternehmen tätig – als Sicherheitsberater für Hotels. Er erstellt Sicherheitskonzepte für Großveranstaltungen sowie Personaleinsatzführung. Parallel absolviert er sein Masterstudium Security Management an der FH Brandenburg mit dem Schwerpunkt Hotelsicherheit, Reise- und Auslandssicherheit sowie BCM.