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Was 2015 passiert – Meilensteine für die Hotellerie

2015 wird ein großartiges Jahr, glaubt nicht nur Carsten Hennig

Eine Vision von Chefredakteur Carsten Hennig – Hamburg, im Dezember 2014

Jahresrückblicke sind einfach: Man notiert, was war und gut ist. Doch präzise Voraussagen in die Zukunft tätigen zu können, vermochte (oder wollte) nicht einmal der mittelalterliche Gelehrte Nostradamus umzusetzen. An dieser Stelle versuchen wir uns mit Thesen, Visionen und (wilden) Theorien für das neues, hoffnungsvolle Jahr 2015 für die Hotellerie.

2015 wird ein großartiges Jahr, glaubt nicht nur Carsten Hennig

1 – Fusionen und Übernahmen
Starwood Hotels & Resorts sowie Starwood Capital übernehmen weitere Boutiquehotels und regionale Hotelketten in den USA und Europa. Im März geben beide bekannt, dass eine Selektion der profitabelsten Hotelpartner von Design Hotels (ist eh schon im Konzern einverleibt) herausgelöst und als “Fashion Hotels Worldwide” als eigenständige Hotelgruppe geführt werden.

Maritim Hotels bieten sich offen zur Übernahme an – großes Interesse hat die chinesische Hotelkette Jin Jiang Hotels. Die Verkaufsverhandlungen ziehen sich jedoch bis zum Jahresende ergebnislos hin.

Der Sultan von Brunei Hassanal Bolkiah trennt sich nach monatelangen Kundenstreiks von seinem Luxushotel-Portfolio. Die Dorchester Collection wird kurzerhand vom Hotelmäzen Prinz al-Walid ibn Talal Al Saud und seiner Kingdom Holding übernommen. Er kehrt zur gewohnten Strategie zurück und lässt erklären, dass westliche Lebens- und Kulturstandards in den Häuser fortan und immerdar oberste Maxime seien.

In Thailand nehmen die Unruhen in der Bevölkerung zu; erstmals wird Kritik am geliebten König laut. Das Königshaus entschließt sich in der Folge, einen gewichtigen Teil der mehrheitlich gehaltenen Anteile an die Börse zu bringen. Der Börsenstart am 5. Dezember gelingt, jedoch wendet sich das Blatt nur wenige Tage später. Ein anonymer Investor aus der Schweiz hat über 95% der ausgegebenen Aktien über Mittelsmänner gekauft und bündelt diese nun. In einer ominösen Depesche kündigt der neue Hauptaktionär an, die Kette der legendären Luxushotels zu neuer Größe zu führen. Vermutungen, dass es sich dabei um den ehemaligen Vorstandsvositzenden Reto W. handelt, konnten noch nicht bestätigt werden.


2 – Strukturwandel in Deutschland
Die Zahl der Betriebsaufgaben infolge Personalmangels schnellt in die Höhe. In kleineren Orten geben immer mehr Gasthäuser auf. In Städten schließen kleine, privat geführte “Speisegaststätten”. Die Flächen meist in idealer Ecklage bleiben nicht lange ungenutzt – findige Unternehmer nutzen Lücken in den Gewerbeordnungen und etablieren kombinierte Konzepte aus Feinkost, Degusterie und Drogerie. Auch kreative Gastro-Einzelhandels-Konzepte wie “Friseur & Weinladen” oder “Feinstes Schuhwerk & edelste Tropfen” reüssieren. Der Gastronom von morgen muss auch Einzelhandel oder Handwerk können – Zukunftsforscher sagen trotz aller Fakten das Weiterleben von inhabergeführten, einfachen Gastro-Konzepten (“Eckkneipe”) voraus.

Der finanzielle Druck auf privat geführte Hotels nimmt immens zu. Immer mehr Häuser schlüfen unter das Dach von etablierten Marketingkooperationen, wechseln diese aber schnell wegen großer Unzufriedenheit bei Vertrieb und Marketingleistung. Ein namhaftes Buchungsportal – wie sich nach heftigen Auseinandersetzungen herausstellte, doch in punkto Vertiebsprovision einer der günstigen – wird von immer mehr Hoteliers gedrängt, etwas zu unternehmen. Im Herbst gelingt der Start einer eigenen verkaufsstarken Markenvereinigung, in enger Zusammenarbeit mit einer großen Einkaufsgenossenschaft, die eine solche Marketingplattform bereits in Teilen aufgebaut hatte. Der Marketingcoup gelingt: XXL-Plakate an Flughäfen und Bahnhöfen und eine starke Webpräsenz sowie zehntausende Firmenkunden bringen die “HRS Hotels” mächtig voran.

Den Dehoga-Landesverbänden sterben die (betagten) Mitglieder weg, die Verbandseinnahmen auch für den Bundesverband brechen ein. Die seit Jahren viel diskutierte Verbandsreform wird unter großem Druck übers Knie gebrochen, Präsidien verkleinert, Videokonferenzen statt kostenaufwändiger Sitzungen vor Ort angeordnet. Die vereinzelten Forderungen nach einem hauptamtlichen Präsidenten in Berlin werden jedoch nicht umgesetzt. Als heimliche Präsidentin des Dehoga-Bundesverbandes – und damit oberste Lobbyistin und Repräsentatin von Gastronomie und Hotellerie – wird eine langjährige Mitarbeiterin mit einem Verdienstorden der Bundesrepublik herausgestellt – verdientermaßen.


3 – Digitale Revolution
Angesichts der schwächelnden Konjunktur beschließt die Bundesregierung – gegen den Widerstand von Teilen des SPD-Koalitionspartners – ein Förderprogramm für Hotelmarketing: Neue Webseiten mit innovativer Buchungs- und Social-Media-Technologie werden finanziell unterstützt. Der politische Streit darum erfordert eine Neubesetzung der Position der Tourismusbeauftragten – diese wird als Stabsstelle im Ministerrang im Kanzleramt mit direkter Weisungsbefugnis der Kanzlerin etabliert. Zum Tourismusminister für den Rest der Legislaturperiode wird der äußerst erfahrene Touristiker Walter Krombach ernannt.

Erste Tageszeitungen müssen aufgeben, zumindest teilweise. Regionale Blätter erscheinen nur noch mittwochs und samstags mit Printausgaben. Der Fokus liegt mehr denn je auf Onlinenachrichten aus dem lokalen Geschehen. Erste Fachverleger in der Branche gehen notgedrungen auch diesen Weg und wandeln ihre monatlichen Print-Hefte in Booklet-Jahresausgaben um und versuchen ihr verlegerisches Glück in den Social Media. Eine repräsentative Untersuchung ergibt, dass Branchennachrichten in punkto Länge und Form nur noch häppchenweise – die wesentlichen Inhalte “6 W” jeweils mit maximal 140 Zeichen Twitter-Länge inklusive Emoticons – und idealerweise als Infografiken oder noch besser: Karikaturen – niedrige Facebook-Auflösung, bitte! – antizipiert werden.


Die an dieser Stelle niedergeschriebenen Visionen sind rein persönliche und in Teilen nicht ganz Ernst gemeinte Meinungsäußerungen des Autors und geben nur Partikularinteressen wieder. Ergänzungen, Entgegnungen und Widerspüche sind zu richten an: [email protected]