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Tourismus weiter im Aufwind: Reisejahr 2014 wird “heiter bis wolkig” – Chefvolkswirt der Bayern-LB erwartet bis zu vier Prozent mehr Ausgaben für Reisen

(Frankfurt/Main, 24. Januar 2014) Der verhaltene Optimismus eines Realisten ist mehr wert als die grenzenlose Zuversicht eines Phantasten. Zu diesem Schluss kam auch Prof. Adrian Dörnberg, Beiratsmitglied des Travel Industry Club (TIC), nach der Auftaktveranstaltung des TIC im Le Méridien Parkhotel Frankfurt. Jürgen Michels, Chefvolkswirt der Bayerischen Landesbank, hatte auf der zentralen Netzwerk- und Kommunikationsplattform der deutschen Reiseindustrie soeben die gesamtwirtschaftlichen Perspektiven fürs kommende Jahr aus Sicht seines Hauses dargelegt.

Touristik im Aufwind: Chefvolkswirt der Bayern-LB Jürgen Michels erwartet drei bis vier Prozent mehr Ausgaben für Reisen
Touristik im Aufwind: Chefvolkswirt der Bayern-LB Jürgen Michels erwartet drei bis vier Prozent mehr Ausgaben für Reisen

Unterm Strich erwartet der versierte Analyst nicht ganz so hohe Wachstumsraten wie allgemein prophezeit. Die ebenfalls hier und da kolportierte Angst vor einer Deflation aber hält Michels für “übertrieben”. Für Deutschland sei eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 1,5 Prozent realistisch, im Euro-Raum dagegen sei lediglich von 0,9 Prozent auszugehen. Die Zinsen bleiben nach seiner Prognose niedrig, die Nachfrage bleibt stabil, und Umfragen belegten ein “außergewöhnlich gutes Konsumklima.”

Über die Hälfte aller Deutschen will reisen
Daher dürfe auch der Tourismussektor positiv gestimmt sein. Zu erwarten seien nominale Ausgabensteigerungen von drei bis vier Prozent. “Über die Hälfte der Deutschen geht davon aus, sich 2014 eine Urlaubsreise leisten zu können – und hat auch Lust drauf”, so Dr. Michels. Dabei profitiere das Land vom Wachstum des internationalen Tourismus – und punkte im Wettbewerbsgleich in den Bereichen Gesundheit, Hygiene, Kultur, Nachhaltigkeit und Infrastruktur. Für Impulse sorgten die Billigfluglinien, die auch für die breite Masse Kurztrips erschwinglich machten. Sich durch Individualität und Exklusivität vom Markt abzuheben, zahle sich jedoch ebenso aus – denn die Polarisierung zwischen besonders günstigen und qualitativ hochwertigen Angeboten schreite weiter voran.

Gesamtwirtschaftlich gründet sich der Optimismus des Analysten auf der gegenwärtig expansiven Geldpolitik der fortgeschrittenen Länder. In Deutschland gewinne die Binnenkonjunktur weiter an Stärke, in den USA präsentiere sich der Arbeits- und Immobilienmarkt erholt. Die Krisenländer wiederum profitierten von einer weniger strengen Fiskalpolitik und verbesserten allmählich ihre Wettbewerbsfähigkeit. Allerdings sieht Michels auch “Stolpersteine” und Risiken: Das von der US-Notenbank FED praktizierte “Tapering” – Senkung des Leitzins auf null und Kauf von Staatsanleihen – könnte sich ebenso negativ auswirken wie die radikale Geld- und Fiskalpolitik Japans (“Abenomics”), und im Euro-Raum sei ein Wieder-Aufflammen der Staatschulden- und Bankenkrise nicht auszuschließen: “Die Krise ist immer noch da, auch wenn sie bei uns aufgrund der guten Beschäftigungslage nicht so wahrgenommen wird.”

Speziell in Deutschland bliebe abzuwarten, wie sich die im Koalitionsvertrag vereinbarten Strukturreformen auswirkten. Insbesondere der anvisierte Mindestlohn könnte Auswirkungen auf die insgesamt gute Investitionsbereitschaft haben. Mit Spannung zu erwarten sei auch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum so genannten OMT-Programm der Europäischen Zentralbank. “Heiter bis wolkig also”, fasste Jürgen Michels seine Prognose zusammen – Bildvergleiche aus der Wettervorhersage passen schließlich sehr gut ins Touristikgeschäft.

“Wir wollten uns die aktuellen Rahmenbedingungen für unsere Branche darstellen lassen”, resümierte TIC-Präsident Dirk Bremer, “und wir sind sehr froh, einen Experten gewonnen zu haben, der vor allem die komplexen globalwirtschaftlichen Hintergründe so anschaulich erklären kann.” Auch Prof. Adrian von Dörnberg, der im Hauptberuf Touristik und Verkehrswesen an der FH Worms lehrt, nahm viele positive Erkenntnisse mit: “Wir haben gesehen, dass 2014 ein gutes Jahr werden kann – für Deutschland und unsere Branche.