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Schwarze Schafe: Wer will hart durchgreifen? Image von Ausbildung in Hotellerie und Gastronomie am Tiefpunkt – Wie gelingt der Durchbruch bei der Imagewerbung?

Fair Job Hotels - Logo

Fair Job Hotels - LogoBerlin, 15. November 2016 – Die nächsten schlechten Nachrichten kommen bestimmt, nämlich heute. Der soeben herausgegebene „DBG Ausbildungsreport 2016“ legt erneut den Finger in die Wunde: Zuviele schwarze Schafe Schaden im dem Image der Ausbildung in Hotellerie und Gastronomie massiv.

„Wenn in einer Branche unbezahlte Überstunden en masse anfallen, wenn Auszubildende auch krank arbeiten müssen und die Bezahlung im Schnitt weit unter dem liegt, was in anderen Ausbildungsberufen gezahlt wird, dann hat diese Branche ein mächtiges Problem“, kommentierte der „Weser-Kurier“.

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Nun sei eine Grenze erreicht, die nicht mehr tolerabel wäre. Der Report des Deutschen Gewerkschaftsbundes legt nahe, dass im Hotel- und Gaststättengewerbe genau diese Grenzen immer häufiger überschritten werden. „Selbst wenn es nur einige wenige Betriebe sind, die ihre Azubis derart ausbeuten, so sorgen sie doch dafür, dass das Image einer ganzen Branche leidet. Es ist also kein Wunder, dass sich der Dehoga von den Ergebnissen geschockt zeigt. Aber er selbst ist handlungsunfähig. Daher müssen Kammern und Berufsschulen ganz genau hinhören, wenn Probleme an sie herangetragen werden – und wenn nötig auch hart durchgreifen. Nur auf diese Weise können Nachahmer abgeschreckt werden“, so der Kommentar von Redakteurin Maren Benecke.

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In der Tat ist das eine hehre Aufgabe für den künftigen Präsidenten des Dehoga-Bundesverbandes: Welche Instrumente und Verfahren müssen angewendet werden, um wieder Vertrauen in das Gastgewerbe stärken zu können. Beim desaströsen Thema Hotelklassifizierung – hier musste man beim Dehoga kürzlich massenhaften Missbrauch der Hotelsterne zugeben und kleinlaut bessere Überwachung ankündigen – hat sich leider gezeigt, dass die „Selbstheilungskräfte“ der Branche begrenzt zu sein scheinen.

Die Initiative „Fair Job Hotels“ von „Top Hotel“ und führenden Hoteliers in Deutschland will nun faire Arbeitgeber herausstellen und gleichzeitig mit einer Charta zu guter Ausbildung verzichten. Das ist bravourös! Aber längst nicht jedes interessierte Hotel kann die verlangten Mindestkriterien der Imagekampagne erzielen.

Auch andere Initiativen wie „Ausbildung mit Qualität“ des Dehoga Berlin, „Exzellente Ausbildung“ der Hoteldirektorenvereinigung und „Best Gastgeber“ von Tipcoach Frank Simmeth sind vorbildhaft. Es bedarf noch weiterer Anstrengungen, die wunderbare Welt des Gastgewerbes in der Öffentlichkeit wieder als lohnens- und liebenswerter Jobmotor zu platzieren. Denn: Wahr ist auch, dass man mit Fleiß, Verve und harter Arbeit schnell aufsteigen und eine internationale Traumkarriere erleben kann.

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Der lange Kampf gegen das schlechte Image – Hotellerie und Gastronomie in der Krise from HOTELIERTV on Vimeo.

Eduard M. Singer, Chef des Grandhotels Frankfurter Hof, machte kürzlich im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ kräftig Werbung: „Ein Auszubildender zum Hotelfachmann zum Beispiel bekommt im dritten Lehrjahr 945 Euro brutto und im ersten Berufsjahr 2095 Euro. Ich meine, das ist sehr anständig für quasi ein Gesellengehalt. Und Zuschläge, ob tariflich oder des einzelnen Arbeitgebers, sind da noch nicht drin. Wir zahlen Prämien für Betriebszugehörigkeit, bezahlen jedem Mitarbeiter die Jahresmitgliedschaft in einem Fitness-Studio und private Gesundheitscheckups. Erfolgsprämien, Schulungen, Guttage und Überstundenvergütung, Urlaubs- und Weihnachtsgeld sind selbstverständlich.“ So geht Imagewerbung!


Ausbeute als Lehrling zum Koch?
Koch-Azubi Konstantin im „DBG Ausbildungsreport 2016“:

Kurz zu meiner Person: Ich mache eine Ausbildung zum Koch. Ich bin mittlerweile im zweiten Lehrjahr und hab schon so einiges durchgemacht. Im Praktikum wurde ich super behandelt, es gab nie Probleme. Mittlerweile ist das anders, wenn ich Glück habe und nichts los ist, arbeite ich in der Woche nur 39 Stunden, so wie es im Ausbildungsvertrag steht. Von 60 Wochen hatte ich nur drei Wochen jeweils 39 Stunden gearbeitet. Bei allen anderen komme ich auf 45 Stunden bis 53 Stunden in der Woche, und wir reden nur von den Nachweisen, die mein Chef mir unterschrieben hat. Denn es gab auch Wochen, wo ich 60 bis 70 Stunden gearbeitet habe. Es gab auch schon Tage, da durfte ich nicht mal was essen, weil wir keine Zeit hatten. Heißt, ich habe 13 bis 14 Stunden durchgearbeitet, ohne mich mal fünf Minuten hinsetzen zu können, um was zu essen. Wenn ich jetzt noch meinen Berufsschultag zurechne, wo ich am Vortag erst um 23 Uhr an der Bushaltestelle bin und erst um ca. 24 Uhr zu Hause, aber um 5.30 Uhr wieder aufstehen muss, da ich leider kein Auto habe, komme ich auf eine große Summe von wenig Schlaf und viel Arbeit. Ehrlich gesagt, ich kann nicht mehr. Erst letzten Monat musste ich zwei Wochen durcharbeiten, weil ein Kollege krank war und ich nach ihm der einzige bin, der den Posten alleine führen kann. Als sie mich für die dritte Woche eingetragen hatten, habe ich das mal angesprochen und zu meinem stellvertretenden Chef gesagt: Wollt ihr mich jetzt wirklich nochmal eine Woche weiterarbeiten lassen, heute ist mein zwölfter Tag, und morgen habe ich Berufsschule und muss wieder sehr früh raus, ich habe auch zwei starke Allergien, dass wisst ihr, könnte sein, dass ich vor Erschöpfung umkippe. Da wurde ich nur angeschrien und nach fünf Minuten, mit sarkastischen Sätzen, hat mich mein Chef auch noch für den 14. Tag am Stück eingetragen. Gleichzeitig wurde mir aber vorgeworfen, ich würde nicht teamfähig sein. Und was ist passiert: Zwei Tage darauf, nach Feierabend, wurde mir für einen kurzen Moment so schwarz vor Augen, dass ich mich gerade noch im rechten Moment fassen konnte, um nicht komplett umzukippen. Jetzt war ich beim Arzt und hab mir ein Krankenschein geholt. Mein Betrieb war ja nicht sehr begeistert, weil wir gerade mehre Leute haben, die krank sind. Ich frage mich langsam: Ist das alles noch normal? Ist das in anderen Ausbildungsbetriebe auch so? Und wenn nicht, was kann ich noch machen?


DGB Ausbildungsreport 2016 zum Download