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OTA beklagen drohenden Machtverlust – Französisches Gesetz gegen Ratenparität hätte Signalwirkung für ganz Europa – PR-Gejammer über “Preisdiktat der Hotels”

Grafik: Arne Belau/hottelling

Ein ungehöriger Zwischenruf von Chefredakteur Carsten Hennig

ich-pfeif-auf-teure-buchungsportale-13(Brüssel, 07. Juli 2015) Jetzt geht es den OTA per Gesetz an den Kragen: In Frankreich ist ein gesetzliches Verbot der per AGB diktierte Ratenparität in Vorbereitung; es könnte im August rarifiziert werden. Nun lassen Expedia & Co. über ihre Verbände klagen: Es drohe ein Wettbewerbsverlust und bemängeln dreisterweise ein drohendes “Preisdiktat der Hotels”. Fakt ist, dass bislang durch durchsichtige Manöver die AGB von Expedia und Booking.com nur oberflächlich “angepasst” wurden und den Hotelpartner wie bisher die Ratenparität zwischen den OTA und den Hotel-Webpages diktiert wird. Von unternehmerischer Freiheit für die Hotelbetreiber, ihre Preise auch frei auf den von ihnen bevorzugten Distributionswegen zu verteilen, keine Spur.

Natürlich, wenn man die Onlinebuchung komplett an Dritte vergibt, wie es “Hotelier 2.0” Marco Nussbaum kürzlich in einem Blogbeitrag ansprach, ist eine faire und ausgewogene Partnerschaft mit einem OTA – und damit vertraglich fixierte Ratenparität – angebracht. Zieht jedoch ein Hotelier die Stärkung des Direktvertriebs, was sein ureigenstes Interesse sein sollte, vor, muss ihm die unternehmerische Freiheit zur Preisgestaltung sicher sein. Merke: Auch Daten des Hotels (“Content”: Zimmerbeschreibungen, Fotos, Preise, Verfügbarkeiten) gehören dem Emittenten, ergo dem Hotelbetreiber.

Ob das ernst gemeint ist? Da behauptete der Generalsekterär eines der OTA-Verbände, dass “auf der Hand liegt, dass die Hotels ohne die Ratenparität die niedrigsten Preise über ihre eigenen Distributionskanäle verbreiten werden, was einen fairen Wettbewerb verhindert und die Auswahl für die Verbraucher zugleich drastisch einschränkt”. Dieses Vorgehen würde sogar zu höheren Preisen führen, da es dann keine Veranlassung für Hotels mehr gebe, Discounts anzubieten. Mit anderen Worten: Den OTA droht ein deutlicher Machverlust. Gewinner sind Metasearcher, die auf den Hotel-Webseiten die besten Preise entdecken.

Für Hotels bedeutet dies, wenn man sich gut vorbereitet und effizient organisiert, eine erhebliche Reduzierung der Vertriebskosten.

Zwar hat man in der europäischen Hotellerie vor etlichen Jahres einheitliche Zimmerpreise und damit Ratenparität auch von den OTA gefordert – doch bekanntlich ist im Internetbusiness das Geschehen von gestern schon heute uralt.

Wer, wenn nicht der Entscheider im Hotel darf den Preis festlegen?

PR-Gejammer per Pressemitteilung ist eine Peinlichkeit, die die betreuenden PR-Agenturen zu unterbinden versäumt haben.

Noch nie war es für Hoteliers so einfach, mit smarten Web-Tools wie beispielsweise das einfach zu konfigurierende Buchungssystem “Wix Hotels” und Channel-Management-Systeme wie “Cloudbeds” den Direktvertrieb zu starten. In diese Richtung geht es weiter – wenn es sein muss auch mit gesetzlichem Schutz in Sachen Preisgestaltung. In Deutschland ist dies ebenso überfällig.