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Kleine grüne Lügen lohnen sich nicht – Im Gegenteil: Im schlimmsten Fall kosten sie Milliarden – Wie Hotels nun richtig handeln

Bei Intcontinental Hotels setzt man schon lange auf NachhaltigkeitBerlin – Das Spiel ist vorbei, jetzt wird es ernst: In Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit ist mit kleinen, grünen Lügen Schluss. Die unabsehbaren Folgen des VW-Skandals signalisieren schon heute, dass selbst geringe Schummeleien einen Tsunami an wirtschaftlichen Verlusten nach sich ziehen kann. Was dies für die Hotellerie bedeutet, liegt auf der Hand.

Ein ungehöriger Zwischenruf von Chefredakteur Carsten Hennig

Verspricht ein gut frequentiertes Businesshotel Umweltziele, die man einzuhalten nicht gewillt ist, war dies bis dato allenfalls als Petitesse und mit Abschlägen bei der Hotelrezension gewertet worden. Doch nun ergeben sich – mit stark gestiegenem Umweltbewusstsein – andere Szenarien, die nicht mehr abwegig erscheinen.

Aufstieg und Fall eines Umwelthotels hängen stark mit erreichten, echten (sprich: regelmäßig streng überprüften) Zertifizierungen und Anforderungen von Firmenkunden zusammen. Konferenzhotels wie von Scandic, die auf die VDR-Zertifizierung “Green Certified” (sogar anstatt der Hotelklassifizierung) setzten, können ein Lied davon singen. Nun sind und bleiben die beiden Scandic Hotels in Sachen Nachhaltigkeit herausragend, in punkto Umweltorientierung und auch konsequenter Ausrichtung auf ältere Gästezielgruppen und Behinderte.

Doch was passiert, wenn ein Haus aus Alibi nur ein paar Leuchtmittel durch Energiesparlampen ersetzt, den Verpackungsmüll der Küche im nahe gelegen Wäldchen entsorgt und Einmalbehälter statt Tischporzellan ausgibt? (So geschehen zuletzt auf Mallorca). Am Ende kommt immer alles heraus, lautet ein Lehrsatz im Journalismus. Der Umweltsünder wird entlarvt, an den Pranger gestellt und verliert seine Gäste und schlittert in die Insolvenz. – Notabene: Dieses Worst-Case-Szenario ergab sich bereits mit einem namhaften Wellnesshotel in der Mitte Deutschlands, allerdings aus ganz anderen, hygienischen Gründen.

Stellt sich heraus, dass eine ganze Hotelkette mit einem grünen Anstrich wirbt und sich darunter allenfalls – bildlich gesprochen – nur Rostbraun verbirgt, wären die Konsequenzen dramatisch. Werbe- und Vekaufsverbote im Ausland, wie im Fall VW bereits gefordert, könnten zu Auslistungen aus OTA führen. Die übrige Berichterstattung und ausbleibende Empfehlungen entsprächen einem Todesstoß.

Hypothetisch bleiben diese Gedankengänge indes nicht. Was zwar in Sachen Umweltlügen, die nicht so leicht aufzudecken sind, noch nicht immanent ist, wird jedoch bei Hygiene und Sauberkeit wohl in Kürze kühle Realität sein. Die Bundesregierung bereitet derzeit einen neuen Gesetzentwurf für die soll Hygieneampel vor. Schmuddelbetriebe, die mit Fakefotos für sich werben, geht es damit (endlich) an den Kragen. Endlich, da die Nestbeschmutzer des Gastgewerbe in der Branche nicht aus eigener Kraft eliminiert werden können.

Der Gedankengang zu den kleinen Lügen lässt sich aus aktuellem Anlass noch fortsetzen: Irrsinnige Hotelnamen, die eine Nähe zu einem wichtigen Knotenpunkt suggerieren, gehören der Vergangenheit an. Liegt das Haus eben mehrere Kilometer vom Alexanderplatz entfernt, kann man sich nicht mehr mit dieser Ortslage brüsten. Opulente Stockfotos von Wellnesstempeln, die mit der Minisauna im Keller des Hauses nichts gemein haben, sind ebenso eine “Jugendsünde”, mit der Schluss sein muss. Heutzutage gelangt die ungeschminkte Wahrheit ohnehin in die Öffentlichkeit; die zahlreichen Ekelfotos in den Bewertungsportalen zeugen davon.

Kleine (grüne) Lügen können einen den Kopf kosten. Wer es mit Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie Hygiene und Sauberkeit ernst meint, macht das richtig. Ohne wenn und aber. Das wird immer ein Gewinn sein, für Image bei Gästen und Mitarbeitern, Renommee bei Lieferanten und Finanziers und für das Betriebsergebnis.

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Carsten Hennig - Porträt 9bZum Autor: Carsten Hennig (45) beobachtet die Hotellerie seit bald zwanzig Jahren und genießt Einblicke “behind the curtains”. An dieser Stelle veröffentlicht der Vollblut-Journalist im Wechsel mit namhaften Gastautoren Analysen, Hintergrundberichte und meinungsbildende Weckrufe für das Hotelmanagement. Wöchentlich gibt er der Hotellerie mit seiner Audio-Kolumne “Good Morning, Hoteliers!” bei HOTELIER TV & RADIO neue Anregungen mit auf den Weg. 

Weitere Informationen:
Green Sign Zertifizierungen für Hotels – www.greensign.de
Certified Green für Businesshotels – www.certified.de/green
Green Leadership Programm für Hotels – www.tripadvisor.de/greenleaders