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„Ich fall` dann mal aus!“ – unverhofft kommt oft! Wenn der Unternehmer mal nicht mehr kann

Von Björn Grimm

Zahlreiche Gedanken rund um die Unternehmensnachfolge gehen von einer geplanten und somit strategisch ausgerichteten Unternehmensnachfolge aus – Wie sieht es jedoch mit Ihrer Strategie aus, wenn Ihre Gesundheit oder gar der Tod zur sofortigen Vertretung oder Nachfolge zwingt?

Björn Grimm
Björn Grimm

„Sie haben mich nicht verstanden – Sie stehen mitten im Leben! Sie haben Familie und Sie sind selbstständig! Sie müssen akut und zeitnah operiert werden!“, so die eindringliche Ansage des Professors nach einem Blick in mein Herz. So geschehen im Mai vergangenen Jahres. Nach dem ersten großen Schrecken, die Erleichterung und Gewissheit, dass mein Team und ich auf einen solchen Fall glücklicherweise eingestellt waren. Die „Service-Kette Tod“, wie Sie scherzhaft bei uns im Büro genannt wurde, konnte nun greifen.

Mehrfach haben wir die Szenarien bei bester Gesundheit und ohne konkreten Anlass durchgespielt – was ist zu tun, wenn der Chef krankheitsbedingt oder gar aufgrund des eigenen Todes einfach nicht mehr für Mannschaft und Mandanten da sein kann? Wir dachten nicht nur an die klassischen Dokumente Patientenverfügung und Testament. Es sind auch jene Dinge zu bedenken, die ein Fortführen des Geschäftes im operativen Sinne sicherstellen sollen. Sind Sie sich eigentlich darüber bewusst, wie viel Verträge Sie in Ihrem Leben so eingehen? Sei es die Vereinsmitgliedschaft beim ADAC, Onlineplattformen wie Xing und, Facebook, Abonnements für Fachzeitungen, etc. Eine gute Idee ist es beispielsweise, mit jedem Vertrag gleich eine Kündigung anzufertigen, die im Fall der Fälle sofort versandt werden kann – bereits zu Lebzeiten und im Vollbesitz meiner geistigen Fähigkeit unterschrieben. Übrigens gleich mit Nennung eines Ansprechpartners, der mit Vollmacht ausgestattet, als Ansprechpartner zu Verfügung steht. Und es ist nicht meine Frau, denn ihr gestehe ich im schlimmsten Falle zu, trauern zu dürfen, statt sich um das Geschäft kümmern zu müssen! Ein letzter Liebesdienst an meine Lieben!

Jeder Unternehmer hat aus meiner Sicht die Pflicht, mal einen ganzen Tag dafür zu investieren, eben diese praktischen Dinge zu planen. Wie funktioniert eine Rufumleitung des Handys, damit wertvolle Telefonate nicht verloren gehen? Was kommunizieren Sie im schweren Krankheitsfall wem gegenüber? Wer kennt das Passwort für das Onlinebanking, Facebook, und, und, und? Wer hat die Schlüsselgewalt und ist gegenüber den Mitarbeitern weisungsberechtigt? Fragen über Fragen, die am Beispiel einer Servicekette abgearbeitet werden sollten! Ein erster Schritt wäre es, einen Notfall-Ordner anzulegen mit Passwörtern, einer Übersicht von Vermögen und Verbindlichkeiten, Patientenverfügung, die wichtigsten Versicherungen, etc. Wer darf an Ihr Konto? Klären Sie bei Ihrer Bank die entsprechenden Vollmachten. Dies ist besonders dann wichtig, wenn Mieten oder Sub-Unternehmer bezahlt werden müssen.

Sie sind nachdenklich geworden? Das ist gut so. Damit Sie die guten Vorsätze gleich in die Tat umsetzen, gebe ich Ihnen einige Praxis-Tipps mit auf den Weg: Tragen Sie jeden Termin mit genauer Anschrift und Telefonnummer des Mandanten in ihren Kalender ein. So kann im Notfall jemand Termine absagen oder verschieben. Wenn Sie Aktennotizen erstellen: verfassen Sie diese in leserliche Schrift, und halten Verlauf und die getroffene Vereinbarungen fest. Vor allem aber: das Papier muss auffindbar sein, deshalb im Projektordner zum Mandaten oder Kunden heften. Sie leben öffentlich? Dann definieren Sie konkrete Aussagen, die z.B. in den sozialen Netzwerken eingepflegt werden sollen, wenn es Sie mal umhaut! Ihnen ist bewusst, wen Sie bei Ihrer Beerdigung sehen oder nicht sehen wollen? Dann definieren Sie bereits zu Lebzeiten Ihre Gästeliste!

Meine Operation und der damit verbundene Genesungsprozess sind super verlaufen – Medizinisch war ich stets gut umsorgt! Ich konnte mich aber auch voll auf mich konzentrieren, da alles andere gut organisiert war und mein Team genau wusste, was zu tun ist! Diese Gewissheit gab mir – ganz egoistisch gedacht – ein sehr gutes Gefühl! Die Bewährungsprobe war quasi gelungen und die „Servicekette Tod“ wurde in diesem Zusammenhang gleich weiter entwickelt. Dieses Wissen geben wir nun gerne in Form einer Vor-Ort Beratungsleistung weiter, damit Sie sich im Ernstfall hierüber nicht auch noch Gedanken machen müssen – denn unverhofft kommt bekanntlich oft!

Über den Autor: Björn Grimm ist einer der führenden Unternehmens- und Betriebsberater für die Gastronomie und Hotellerie. Der als „Top Consultant“ ausgezeichnete hat seit 2003 mehr als 1.100 Hotel- und Gastronomiebetrieben unterstützend in betriebswirtschaftlichen und operativen Fragestellungen zur Seite stehen dürfen. Sein Fachbuch „Gäste heimlich verführen – mit 101 Service-Ideen“ ist stark gefragt. Der gesundheitliche Einschnitt gab Björn Grimm Impulse für neues Denken – seither hat der Branchenexperte in etlichen Vorträgen zu persönlicher Achtsamkeit und ausgewogener Work-Life-Balance aufgerufen und erzeugte dadurh ein starkes Echo.