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Green Meeting: Es gibt keinen Grund, nichts zu tun

(Berlin, 14. August 2012) Täglich erscheinen neue Meldungen rund um das Thema nachhaltiges Eventmanagement und mit jeder Meldung entsteht bei vielen das gute Gefühl, dass die gesamte MICE-Branche derzeit grüne Themen in den Mittelpunkt des Denkens und Handelns stellt. Doch trügt vielleicht der erste Eindruck? Ist es doch nur ein Versuch, mit scheinbarem Umweltbewusstsein potentielle Kunden kurzfristig an Land zu ziehen? Green Washing oder nachhaltiges Verantwortungsbewusstsein – welche Motivation steht im Vordergrund der Protagonisten, die gerne den Themenbereich „Green-Meetings“ für sich entdeckt haben?

MICE Business: Beim Thema Green Meetings zählt der gesunde Menschenverstand
MICE Business: Beim Thema Green Meetings zählt der gesunde Menschenverstand

Und hierbei fängt die Schwierigkeit schon an, denn was bedeutet eigentlich Green-Meetings? Nicht nur, dass wir als Verbraucher im Alltag mit Bio- und Umweltsiegeln bombardiert werden, derzeit wird im MICE-Markt versucht, ständig neue Labels und Standards zu etablieren, um dem Veranstaltungsplaner eine Entscheidungshilfe zu geben. Auch wenn wir davon ausgehen, dass die Herausgeber dieser Labels oder Zertifikate einen sinnvollen Beitrag auf dem Weg zur klima- und umweltfreundlichen Veranstaltung beitragen möchten, so müssen wir doch feststellen, dass es nicht ausreichen wird, wenn wir uns bei der Auswahl der Leistungsträger nur an Zertifizierungen wie EMAS, ISO 14001, Green Globe, Certified Green Hotel und ähnlichen orientieren. Ein Event wird nicht alleine dadurch nachhaltig, dass der Veranstalter ein grünes Tagungshotel bucht. Entscheidend ist immer, was er sich dabei gedacht hat und ob ein ganzheitliches Konzept vorhanden ist. Daher brauchen wir eine klare Positionierung der Bedarfsträger basierend auf einer werteorientierten Grundeinstellung. Wenn diese vorhanden ist, können mit Hilfe der bereits erarbeiteten Standards und Tools nachhaltige Veranstaltungskonzepte erarbeitet werden. Dies war Anlass, einmal zu hinterfragen, ob und wie in der Praxis gehandelt wird.

Holger Leisewitz, verantwortlich für das Eventmanagement bei der Beiersdorf AG, verweist hierbei in erster Linie auf den gesunden Menschenverstand. Darüber hinaus legt er großen Wert auf zertifizierte grüne Hotels, Müllvermeidung und F&B-Leistungen mit regionalem Ansatz. Er betont, dass die nachhaltige Veranstaltungsorganisation immer wichtiger wird und es kein Zurück mehr geben kann. „Nachhaltigkeit muss kommuniziert werden und jeder einzelne muss seinen Teil dazu beitragen“, so Leisewitz. Ein weiteres zentrales Thema ist der Bereich der Mobilität, so müssten Veranstaltungsorte mit der Bahn bzw. mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein.

Ähnlich sieht es der Präsident vom GCB Matthias Schulze, der darüber hinaus die Green Globe Zertifizierung empfiehlt und auf Grund der Entwicklung in den letzten Jahren davon überzeugt ist, dass Green Meetings bald ein Standard sein wird. Er weiß auch, dass zur gezielten CO2-Reduzierung die Anreise einer der wichtigsten Punkte ist und begrüßt die Einbindung von Tools wie das neu entwickelte „Green-TMS“. „In Zukunft werden Veranstalter sich an der Einsparung von CO2-Emissionen messen lassen. Um diese detailliert bilanzieren zu können, haben wir gemeinsam mit Up2date Solutions und Myclimate unser Gemeinschaftsprojekt Green TMS ins Leben gerufen. Der größte Anteil der Emissionen entsteht durch die Mobilität, die wir ab sofort im Zuge der Veranstaltungsorganisation bis auf den einzelnen Teilnehmer vollautomatisch genau auswerten können“, berichtet uns Bernd Fritzges von intergerma. Weiteres Potential zur Reduzierung von CO2-Emissionen sieht er ebenfalls in regionalen F&B Konzepten, der Anreise mit der Bahn, welche mit dem richtigen Kommunikationskonzept gefördert werden muss. Ferner gilt es, Teilnehmer für das Thema am Veranstaltungsort zu sensibilisieren.

Einen ganzheitlichen Ansatz zur klimafreundlichen Veranstaltung liefert Torsten von Borstel, der für die Plattform mygreenmeetings.de verantwortlich ist. So entwickelte er das Event-Gütesiegel Green Note, welches die Kriterien Location, Kommunikation, soziales Engagement, Catering, Hotelauswahl, Mobilität und Teilnehmermanagement berücksichtigt. Auch er befürwortet die Integration eines Tools zur CO2-Bilanzierung der Mobilität.

Nicht so euphorisch sieht dies der Vorstand der Vereinigung Deutscher Veranstaltungsorganisatoren, Gerhard Bleile. Die Einbindungen solcher Werkzeuge mögen zwar das Gewissen entlasten, werden jedoch von Planern noch kaum beachtet. Seiner Meinung nach wird es noch Jahre dauern, bevor Green Meertings etabliert sein werden. „Die Politik muss Vorgaben machen!“, so Bleile.

Nichts desto trotz setzt sich auch der Verband mit dem Nachhaltigkeitsthema auseinander und unterstützt die Certified Green Hotel Zertifizierung des VDR. Verantwortlich für die Vergabe dieser Zertifikate ist die Firma BTME. Geschäftsführer Til Runte weiß, dass es derzeit noch eine besondere Auszeichnung ist, wenn man sich mit Green Meetings auseinander setzt, ist jedoch davon überzeugt, dass in naher Zukunft die nachhaltige Veranstaltungs- und Reiseplanung ganz selbstverständlich sein wird und verweist auf die vom VDR entwickelten Standards.

Auch der Travel Manager der Siemens AG, Lutz Stammnitz, empfiehlt den VDR-Rechner und erklärt, dass das Bewusstsein zur gezielten CO2-Reduzierung bei vielen noch entwickelt werden muss. Allerdings ist jetzt schon festzuhalten, dass durch die zunehmende Wirtschaftlichkeit von klimafreundlichen Veranstaltungen die Umsetzung immer interessanter wird. Stammnitz hat ebenfalls keinen Zweifel daran, dass Green Meetings zum main stream werden.
In den Gesprächen mit den Interviewpartnern ist deutlich geworden, dass alle Hebel zur gezielten CO2-Reduzierung im Wesentlichen bekannt sind. Nur nach welchen Standards und mit Unterstützung welcher Partner und bereits vorhandener Tools man vorgehen sollte, darüber ist man sich in der Branche noch nicht einig. Wenn jedoch alle das gleiche Ziel im Fokus haben und Ihrer Verantwortung gerecht werden wollen, sollten wir dem Hinweis vom Geschäftsführer der Klimaschutzorganisation myclimate, Stefan Baumeister, folgen: „Es gibt keinen vernünftigen Grund mehr, nichts zu machen!“

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