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Brandschutz in Hotels: Anklage wegen fahrlässiger Tötung – Behörden greifen wegen Amtsträgerhaftung durch

Raub der Flammen: 800 Jahre alter Bauernhof brennt ab - Sechs Tote im Straub Outdoorzentrum in Schneizlreuth

Raub der Flammen: 800 Jahre alter Bauernhof brennt ab - Sechs Tote im Straub Outdoorzentrum in SchneizlreuthSchneizlreuth/Bechtesgadener Land – Anklage wegen fahrlässiger Tötung: Ein Hotelier muss sich nun vor Gericht verantworten. In seinem zur Herberge umgebauten, 800 Jahre alten Bauernhof in Schneizlreuth im Berchtesgadener Land kam es vor fünf Monaten zu einem verheerenden Brand, bei dem sechs Gäste ums Leben kamen.

Die Staatsanwaltschaft erhebt zudem Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung in 20 Fällen. Die moralische Verantwortung für den Geschäftsführer wiegt noch viel schwerer.

Die Brandkatastrophe von Schneizlreuth vom 23. Mai diesen Jahres legt dar, wie immens wichtig Brandschutz in Hotels geworden ist. Immer wieder kommt es zu Brandfällen, sei es durch technische Defekte (Elektrik/Waschmaschinen, vergessene Kerzen (z.B. im Gastraum oder Gästezimmern), Brandstiftung (wie zuletzt in Unterkochen) oder ganz andere, außergewöhnliche Ursachen (z.B. selbstentflammende Badetücher voller Massageöle). Marktbeobachter schätzen die Zahl der nicht mehr umfassend brandgesicherten Hotels in Deutschland als sehr hoch ein. Bis zu 80 Prozent der Beherbergungsbetriebe hätten hierbei große Probleme, so ein Brancheninsider, der namentlich nicht genannt werden möchte.

Angesichts der sog. Amtsträgerhaftung greifen Behörden verstärkt durch und verordnen Zwangsschließungen von Hotels, wie zuletzt in Karlsruhe, bei Fulda und in Bad Füssing; wir berichteten. Die unterschiedlichen Behörden würden sich vermehrt “auf dem kleinen Dienstweg” untereinander auf Probleme in Hotels verständigen, warnt der auf Hotelsicherheit spezialisierte TV-Experte Ulrich Jander. Dabei gehe es sowohl um Brandschutz als auch um allgemeine Gebäudesicherheit, Arbeitssicherheit und (schwere) Hygienemängel.

Der Druck auf die Hotellerie und Gastronomie wird in den nächsten Jahren weit steigen, auch durch höhere Bußgelder bei Verstößen gegen Arbeitssicherheit, Brandschutz und Hygienebestimmungen. “Die Hotels, die sich das Thema Sicherheit auf die Fahnen geschrieben haben und deren Arbeitsschutzdokumentation auf dem aktuellen Stand ist, werden keine Probleme haben. Aber die anderen, die nicht über Gefährdungsanalyse, Brandschutz-/HACCP Eigenkontrolle, Wartungs- und Prüfvorschriften u. v. a. m. verfügen, werden ins Straucheln geraten”, ahnt Jander. Äußerungen dazu, wie etwa “das koste zu viel Geld, das könne man sich nicht leisten“, würden oft bei Behörden als Gewinnabschöpfung interpretiert – und die Bußgelder noch einmal erhöht.