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Blick hinter die Kulissen des Leonardo Royal Hotel Munich: Hotel Interior Designer Andreas Neudahm im Interview

(München, 05. Mai 2011) Modern. Innovativ. Leidenschaftlich. Verlässlich – mit diesen Eigenschaften überzeugt Andreas Neudahm, Hotel Interior Designer, seit nun mehr als 20 Jahren in über 460 Projekten. Gerade erst fertiggestellt hat der Ausnahme-Designer das neue Leonardo Royal Hotel Munich – ein 424-Zimmer Design-Hotel, das schon jetzt als das neue „In“- bzw. „Szene-Hotel“ Münchens gefeiert wird. Im Interview ermöglicht Andreas Neudahm nun einen Blick hinter die Kulissen eines solch einzigartigen Hotelprojektes und spricht über seine Inspiration, die Bedeutung von Farben und Formen, als auch seine Herangehensweise.

Andreas Neudahm
Andreas Neudahm

 
Herr Neudahm, wie sind Sie zum Hotel Interior Design gekommen? Wollten Sie schon immer Designer werden oder würden Sie dies eher als Aneinanderreihung von Zufällen bezeichnen?
Ich war schon immer sehr kreativ und wusste eigentlich sehr schnell, dass ich Interieur Design machen möchte. Noch mit Beginn meines ersten Semesters im Studium der Innenarchitektur habe ich dann den Grundstein meiner unternehmerischen Aktivitäten gelegt. Ich nahm damals an einem Wettbewerb für Hotel Design teil, den ich dann tatsächlich auch für mich entscheiden konnte. Danach wurde ich sofort mit der Planung eines Lifestyle-Konzeptes für eine internationale Hotelgruppe beauftragt. Das war dann der Startschuss, aus dem sich auch meine Spezialisierung auf Interior Design ergab. Mit jedem neuen Hotel lernte ich dann neue Bauherren, Investoren und Entwickler kennen. Und das Ganze nahm einfach seinen Lauf. Heute beschäftige ich über 35 Mitarbeiter in Büros in Berlin, München, Paris, London, Wuppertal und seit kurzem auch in Tel Aviv.
 
Wie geht man bei einer Hotel-Projekt-Entwicklung eigentlich vor?
Wenn ich ein neues Projekt angehe, mache ich mir zuerst Gedanken darüber, wie das Hotel funktionieren kann. Bieten sich an dem Standort vielleicht Service-Apartments an oder sind gute Voraussetzungen für ein Tagungshotel gegeben. Wenn das fest steht, geht es darum, diese Idee in dem jeweiligen Baukörper unterzubringen sowie die funktionalen Details zu berücksichtigen. Und dann kommt das Allerwichtigste: Das Design. Dabei gilt: Ein Hotel ist exakt so gut, wie der Gast sich darin fühlt. Deshalb versuche ich wie ein Gast und ein Hotelbetreiber zu denken, mich in seine Bedürfnisse und Gewohnheiten hineinzuversetzen. Mein Ziel ist dabei immer, ein Hotel zu schaffen, in das sich der Gast auf den ersten Blick verliebt. Um jedem Hotel zudem seinen eigenen Charakter zu geben, wird bei mir alles individuell entworfen und gefertigt. Angefangen bei der Rezeption, über jeden Stuhl und Tisch, bis hin zu den Gebrauchsgütern wie Handtücher und Geschirr. Auf diese Weise spiegelt jedes Hotelzimmer bis ins Detail die Corporate Identity des Auftragsgebers wider. Und genau dieser Aspekt stand beim Design des Leonardo Royal Hotel Munich im Vordergrund. Im Gegensatz zum Leonardo Royal Hotel in Berlin, wo es sich um die Umwandlung einer Bestandsimmobilie handelte, ist das Leonardo Royal Hotel Munich das erste Leonardo Hotel in Deutschland, das komplett neugebaut wurde und somit nach unseren eigenen Vorstellungen gestaltet werden konnte. Ziel war es also, der Kette ein Gesicht, eine Seele bzw. eine Identity zu geben. Das Design des Leonardo Royal Hotel Munich gilt nun als „Master“ für alle weiteren Leonardo Hotels die folgen werden.
 
Wie würden Sie Ihren eigenen Design-Stil beschreiben?
Eigentlich muss ich sagen, dass ich keinen festgefahrenen Design-Stil in dem Sinne habe. Wichtig ist für mich viel mehr, dass ich den passenden Design-Stil für das Produkt bzw. das Hotel oder die Hotelkette finde. Das heißt, dass ich mich vor jedem Projekt zuallererst intensiv mit dem Kunden, dem Standort und der Marke beschäftige und dann, abgestimmt darauf, ein Design-Konzept entwickle. Das ist dann natürlich bei jedem Hotelprojekt variabel. Beim Leonardo Royal Hotel Munich war es z.B. wichtig, dass wir der Lage des Hotels, etwas außerhalb des Zentrums, gerecht werden. Wir wollten folglich ein Hotel schaffen, dass die Leute animiert, im Hotel zu verweilen ohne umständlich andere Restaurants, Bars etc. aufsuchen zu müssen. Somit haben wir ein riesiges Entrée geplant, dass mit seinen vielen gemütlichen Ecken, der Bar und dem Restaurant sofort einlädt einen Drink einzunehmen oder sich hier mit Freunden zu verabreden.
 
Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?
Durch meine weltweiten Aufträge reise ich natürlich enorm viel und bin selbst oft Gast in Hotels. Dadurch kann ich mich sehr gut in Hotelgäste hineinversetzen und kenne Ihre Bedürfnisse genau. Darüber hinaus sammle ich natürlich auf allen Reisen Eindrücke, Stimmungen, Farben und Formen. Wenn ich ein Hotel designe, schöpfe ich dann aus dem Potpourri an gesammelten Eindrücken und suche mir diejenigen heraus, die zum Standort und zur Hotelkette passen. Auch beim Leonardo Royal Hotel Munich habe ich mir dieses Sammelsurium zu Nutze gemacht.  So habe ich in vielen Hotels erlebt, dass Bar, Restaurant etc. in je eigenen, abgetrennten Räumen zu finden sind. Dies stellt aber für Gäste in einem fremden Umfeld oft eine Art Hemmschwelle dar. Folglich wollte ich selbst ein Hotel kreieren, bei dem alles offen ist, bei dem man sofort die Orientierung hat und bei dem man sich bereits beim Betreten zugehörig fühlt. Ich denke, das ist mir gelungen.
 
„Wie erschaffen Sie Atmosphäre in einem Raum?“
Das Beleuchtungskonzept ist der Schlüssel zur Gemütlichkeit. Durch die Verwendung von LED-Licht können wir mittlerweile verschiedenste Licht-Szenarien erzeugen und auch steuern. Je nach Verwendung bestimmter Farben, entsteht so ein völlig neues Raumgefühl, dass entsprechend der Tageszeit oder für ein Event verändert werden kann. Dieses Konzept ist nicht nur in das Leonardo Royal Hotel Munich, sondern auch sehr stark in unsere anderen Realisierungen wie z.B das Courtyard Bremen oder das Sol Melia Luxembourg eingeflossen.
 
„In wie weit spielen Farben eine Rolle?“
Generell verwendet man heute im Interior Design eher dezente Farben. Plakative Farben hingegen werden allen voran als „Eyecatcher“ eingesetzt und geben den Räumen erst ihr ganz eigenes Ambiente. Eine rote Vase in einem sonst farblich eher zurückhaltenden Restaurant kann z.B. die komplette Innenarchitektur des Raumes bestimmen, der Blick sofort auf die Vase fällt. Tauscht man die rote Vase gegen eine Blaue aus, wird die Stimmung von Grund auf verändert. Accessoires und Farben ermöglichen es also, einem Raum eine gewisse Atmosphäre und somit eine „Seele“, sprich eine Coporate Identity, zu verleihen. Im Leonardo Royal Hotel Munich ist es so, dass wir eine relativ klare und puristische Formensprache gewählt haben und eigentlich nur durch die Verwendung plakativer Farben dieses szenische, enorm moderne Ambiente erzeugen. Das gelbe Sofa in der Lobby z.B. ist nicht aufgrund der Form auffällig, sondern allen voran aufgrund der Farbe, die sofort alle Blicke auf sich zieht.
 
„Welche Textilien erscheinen Ihnen besonders bedeutsam?“
Bei einem guten Hoteldesign werden normalerweise alle Sinne angesprochen, Textilien sorgen dabei sowohl für optische Reize als auch für die Haptik. Es gibt Materialien, die aussehen wie Krokodilleder, andere wie Metallflächen und wieder andere können mit eigenen Fotos bedruckt werden und so einen ganz persönlichen Touch besitzen. Besonders bedeutsam sind bei uns synthetische Fasern, die es ermöglichen, bestimmte Oberflächen optisch nachzuempfinden aber gleichzeitig viel strapaziöser bzw. kostengünstiger sind als deren echte Materialien. Auch eingescannte Fotos auf Textilien finden bei uns häufig Verwendung. Besonders gut kommt dies z.B. bei den Headboards von Betten zur Geltung. Auf diese Weise erhält jedes Zimmer, seinen eigenen individuellen Charakter.
 
„Welche Design-Trends können Sie derzeit ausmachen?“
Ein Trend den ich derzeit beobachte, ist die Herstellung von Bezügen eines Hotels zu dessen Lage sowie zu dessen Geschichte. Dies hat den Grund, dass Hotelgäste zwar die Corporate Identity eines Kettenhotels sehen und spüren, dennoch aber auch erkennen sollen, in welcher Stadt bzw. in welchem Land sich das Hotel befindet und welche
Geschichte das Gebäude prägt. Möglich wird dies allen voran durch die gezielte Verwendung von Accessoires. Ich verwende z.B. hauptsächlich Bilder oder Kunstdrucke mit lokalen Motiven. Im Falle des Leonardo Royal Hotel Munich z.B. mit Motiven des Olympiaparks und verschiedener Münchner Sehenswürdigkeiten.
 
Welcher Raum gefällt Ihnen am besten und warum?
Der gelungenste Bereich ist für mich eigentlich das Entrée mit seinen verschiedenen kuscheligen Ecken und gemütlichen Rückzugsmöglichkeiten. Kräftige, harmonische Farben in Schwarz-, Grün- und Rottönen, wechselfarbige Lichtvouten und das ausgefallene Interieur schaffen hier ein besonders stylisches, kosmopolitisches Ambiente, einen Ort der inspiriert und stimuliert. Hier begegnet man sich zum Drink verabredet sich für geschäftliche Besprechungen oder erholt sich von einer spannenden Sightseeingtour in München – fast wie im eigenen „living-room“ zuhause.
 
Andreas Neudahm engagiert sich seit mehr als 20 Jahren in über 450 Projekten als Partner der internationalen Hotellerie. Mit seinen Büros in Wuppertal, Berlin, München, London und Paris und neu in Tel Aviv überzeugt er durch eine ideenreiche, individuelle Gestaltung, sorgfältige Planung und gewissenhafte Umsetzung von Business- und Ressorthotels weltweit.