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Berliner Streetart als Tourismus-Attraktion: Höhere Sensibilisierung für Kunst im öffentlichen Raum

(Berlin, 25. April 2014) Streetart gehört mittlerweile zum typischen Erscheinungsbild der meisten Großstädte. Dass sich unter den Kunstwerken im öffentlichen Raum auch so manche Schätze verbergen, ist inzwischen auch kein Geheimnis mehr. In Berlin – eine der Streetart-Metropolen der Welt – bietet Caro Eickhoff Spaziergänge durch die kreativsten Viertel an und lüftet so manche Geheimnisse hinter den Freilicht-Kunstwerken der City.

“Derzeit stehen drei verschiedene zweistündige Touren auf unserem Programm”, so Eickhoff im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Pressetext. Eine durch Kreuzberg, eine durch Friedrichshain und eine durch Neukölln.” Ihr gehe es bei den Exkursionen vor allem darum, einen etwas veränderten Blick auf die Stadt und ihre Kunstwerke zu bieten. Gemeinsam mit ihren Gästen versucht sie auch zu ergründen, welche Botschaften hinter den einzelnen Werken stecken könnten.

Mit offenen Augen durch den Kiez
“Die Bilder, die ganze Hauswände einnehmen – so wie etwa in Kreuzberg und Friedrichshain – fallen ja schon durch ihre Größe auf. Doch darüber hinaus gibt es allerdings auch ganz kleine versteckte Objekte, die sich den meisten Besuchern entziehen. Ich zeige meinen Gästen gerne auch solche Kunstobjekte, die man auf den ersten Blick gar nicht entdeckt, wenn man nicht weiß, wo sie sind”, sagt Eickhoff.

Erwähnenswert sind hier etwa die kleinen Kork-Figuren , die verschiedene Yoga-Übungen machen und auf Straßenschilder in Berlin geklebt sind. Von diesen kleinen Figürchen gibt es etwa 1.000, die mittlerweile über die ganze Stadt verteilt sind. “Urheber dieser Objekte ist der Yoga-Lehrer Josef Foos”, erzählt die Kunstbegeisterte.

“Wir zeigen Werke bekannter Streetart-Künstler wie El Bocho, Blu, Reclaim Your City, Alice Pasquini, Bimer oder Urben, aber auch jene von Künstlern, die gar keinen Namen hinterlassen haben. Natürlich muss man, wenn man sich für Hintergründe, Kunstschaffende und deren Technik interessiert, in der Szene unterwegs sein”, erklärt Eickhoff. “Berlin ist übrigens nicht nur eine der Streetart-Hauptstädte der Welt, sondern auch im Bereich des Graffiti ganz vorne. Bei Interesse bieten wir auch Führungen mit Schwerpunkten auf die vielseitige und bunte Berliner Graffitikultur an.”

Offenheit als Grundvoraussetzung
“Die Führungen sind für Jung und Alt interessant. Eine Voraussetzung ist für die Stadtwanderungen jedoch unabdingbar – und das ist die Offenheit dafür, die ungefragte Aneignung des öffentlichen Raums als Kunst wahrzunehmen und nicht nur als Vandalismus”, unterstreicht Eickhoff.

“Kunst im öffentlichen Raum ist vergänglich, nicht nur die Witterung setzt den Kunstwerken zu, sondern auch Hausbesitzer, oder gar andere Künstler, die Werke übermalen, sie ergänzen oder sie sonstwie nachhaltig verändern. Daher bietet eine Streetart-Führung immer etwas Neues, denn möglicherweise ist in der Nacht zuvor ein ganz neues Werk hinzugekommen.”

Neukölln: Aufbruchsstimmung im Multi-Kulti-Bezirk
“Neukölln ist der Stadtteil, in dem derzeit am meisten passiert”, erzählt Eickhoff. “Neue Kneipen öffnen ihre Pforten und immer mehr Studenten und Künstler ziehen hierher. Das sorgt im ehemaligen Multi-Kulti-Kiez mit seinen sozialen Problematiken für einen Aufschwung. Ein sichtbares Zeichen der Veränderungen sind viele neue Streetart-Aktivitäten.” Für Eickhoff sind Spaziergänge durch diesen Stadtteil auch deshalb sehr spannend, weil er weniger etabliert ist als die anderen ohnehin bekannten kunstaffineren Bezirke.

Die Kunst auf der Straße ist für Eickhoff immer ein Spiegel mit aktueller zeitpolitischer Relevanz, denn in vielen der Werke werden Themen behandelt, die den Menschen heute Sorgen oder Kopfzerbrechen bereiten. Das betreffe auch jene Objekte, bei denen Künstler Themen humoristisch behandeln.

“Ich finde es spannend, Streetart auch als politische Aktivität zu sehen. Durch diese ungefragte Aneignung des öffentlichen Raums melden sich Menschen zu Wort”, verdeutlicht Eickhoff. Allein das komme einer Umgestaltung der Umwelt gleich, die im ureigensten Sinn des Wortes basisdemokratisch ist.