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2016 wird das Jahr der digitalen Hoteliers

Foto: Kaboompics

Foto: KaboompicsHamburg – Big Data macht Hoteliers stark: Wer noch glaubt, dass Datenmanagement etwas für IT-Nerds sei, hat den Anschluss verpasst. Im neuen Jahr wird die Digitalisierung noch härter zuschlagen und mit sog. “Distributive Innovations” altbekannte Geschäftsmodelle über den Haufen werfen.

Ein ungehöriger Zwischenruf von Chefredakteur Carsten Hennig

Das Szenario erschließt sich aufmerksamen Beobachtern. Der ersten Quantencomputer läuft längst und hat die Beschleunigung der Digitalisierung potenziert. Enorme Rechenkapazitäten und – das ist nun wahrhaft revolutionär! – fundamental neue Entscheidungsvorgänge verändern die Vertriebswege der Touristik abermals und grundlegend. Denn: Die Quantenberechnung kann nun mehr als zwischen Null oder Eins unterscheiden, erkennt mögliche Neigungen und vermag Vorlieben der humanen Nutzer zu “erahnen”. Der Abbruch eines Buchungsvorganges wird nun mit einem immer weiter optimierten Alternativangebot begleitet. Die Quanten-Buchungstechnologie bezieht dabei Referenzdaten aus hinterlassenden Datenspuren in anderen IBE, Suchalgorithmen und Eye-Tracking-Vermerken aus den massenhaft gebrauchten VR-Brillen in Reisebüros und auf Reisemessen.

Notabene: Datenschutz wird auf ein Minimum reduziert. Wohin man ein Tick zu lang blickt, wird als Interesse und/oder Aufmerksamkeit vermerkt (was in Kaufhäusern und Shoppingzentren zu einem sprunghaften Anstieg von Augmented-Reality-Advertising führt); nur die Gedanken bleiben frei …

Beim Rennen um die Quanten-Buchungstechnologie liefern sich weltumspannende IT-Konzerne aus Kalifornien und ein Konsortium eurasischer Entrepreneure aus Touristik und Hotellerie einen Schlagabtausch, den Strategieanalysten und Finanzjongleure behände im Live-Streaming-TV kommentieren. Die Hoffnung auf ein bezahlbares Quanten-Buchungs-Plugin für kleine und mittelständische Hoteliers wird – nach massiven Interventionen des neu ernannten EU-Tourismuskommissars, der auch in nationalen Fragen Exekutivgewalt in gewissem Rahmen inne hat – von VC-Gebern und Stiftungen altruistischer Internet-Milliardäre erfüllt. Erste Hoteliers starten wagemutig mit Werbung zur Direktbuchung und (leicht übertriebenen) Werbeslogans wie “Wir wissen, was Sie am liebsten buchen noch bevor Sie es wissen”.

Das neue Zeitalter der Travel Technology lässt die IT- und Marketingbudgets der Hauptleistungsträger der Touristik, eben auch Hotels, um durchschnittlich 30 Prozent steigen. Positiv dagegen ist die Halbierung der Film- und Programmierkosten für 3D-Präsentationen für Virtual-Reality-Anwendungen. Eine Hoteldarstellung, tutti completti das ganze Haus, die unmittelbare Umgebung und Anfahrt, Flugaufnahmen mit Kameradrohnen und mitreißende Bewegtbilder aus der örtlichen Event-Ökonomie (Volksfeste, Musik- und Gourmetfestivals, Theater, Musicals usw.), ist nun zum halben Preis von rund 2.500 Euro bereits zu haben. Auf der ITB werden massenweise Aufträge dafür geschrieben.

Die nächste Generation der VR-Brillen wird von klugen Reisevertriebler, die mit mehr oder weniger lauteren Internetplattformen ihre Millionen gemacht hatten, kostenfrei an immer mehr potenzielle Gäste versendet und per Wlan-Verbindung mit neuen VR-Reisen bestückt. Die Erfüllung virtueller Sehnsüchte lassen sich die IT-Unternehmer, unter denen auch ein sehr experimentierfreudiger Tophotelier aus Norddeutschland stecken soll, mit satten Zugangsgebühren der Reiseanbieter, Carrier und Hotels bezahlen. Als Kassenschlager erweist sich eine Flatrate: Sechs VR-Updates plus On-Air-Bringen an Zehntausende für eine mittlere vierstellige Summe.

Das Geschäftsfeld der Digitalisierung der Hotellerie wird von Strategieberatungen, die die Jahrgangsbesten der Leading Hotelschools vom Markt wegkaufen, mit Consulting und gezielten Weiterbildungen neu aufgerollt. Sämtliche Arbeitsprozesse im bisher manuellen Gastgewerbe werden Zug um Zug automatisiert: Bestückung der KI-Gartechnologie in Bankettküchen, Warenannahme und Lagerung, hausinterne Logistik von F&B-Rohwaren und Verbrauchsgütern, Bestückung von Badezimmern und Waschräumen. Hotelwäschereien können endlich ihren Personalbestand auf ein Minimum, etwa in der Buchhaltung, reduzieren, als endlich selbstfahrende Wäschelaster, Transportroboter und vollautomatische Wasch- und Bügelstrassen die Arbeit keimfrei erledigen.

Der “Digitale Hotelier” steuert seinen Betrieb mit übergroßen Profi-Tablets bequem vom Pool aus und widmet sich ausgiebig der ewigen Serviceschulung der angelernten Mitarbeiter; Quereinsteiger ohne Fachausbildung sind – auch aufgrund der stark fortgeschrittenen Digitalisierung und Automatisierung komplexer Arbeitsprozesse – an der Tagesordnung.